BERLIN. Die wirtschaftliche Lage ist für die Deutschen das wichtigste Thema bei der kommenden Bundestagswahl. Insgesamt 45 Prozent der Stimmberechtigten nennen die Lage der deutschen Wirtschaft als das in ihren Augen drängendste Problem. Auf dem zweiten Platz landet die Asylpolitik, wie der am Donnerstag veröffentlichte ARD-Deutschlandtrend von Infratest Dimap zeigt. 23 Prozent der Befragten war dieses Thema besonders wichtig.
Verglichen mit der Zeit vor Bundestagswahl im September 2021 stieg die Wirtschaftsangst damit am deutlichsten in der Wählerwahrnehmung – um ganze 38 Prozentpunkte. Das Thema „Asyl“ nahm um einen Prozentpunkt zu. Auf Platz drei landete der Themenkomplex „Krieg/Außenpolitik“, um den sich, wie bereits 2021, 18 Prozent der Bevölkerung sorgten.
Den größten Bedeutungsverlust erlebte das Thema „Umwelt/Klima“. Im September 2021 war es noch die größte Sorge der Wahlberechtigten gewesen – 33 Prozent gaben damals an, das Thema für wahlentscheidend zu halten. Aktuell sind es lediglich zwölf Prozent.
Fast die Hälfte fürchtet um Lebensstandard
Auch „Soziale Gerechtigkeit“ ist vielen Wählern nicht mehr so wichtig wie noch vor knapp dreieinhalb Jahren. Statt 16 nannten es nur noch elf Prozent als wahlentscheidendes Thema.
Drei Viertel alle Befragten machen sich dabei „sehr große“ oder „große“ Sorgen um Deutschland als Wirtschaftsstandort. Nur 16 Prozent schätzen die wirtschaftliche Lage als gut ein, 83 Prozent halten sie „für weniger gut oder schlecht“. Etwa die Hälfte glaubt, daß sich die Wirtschaftslage nicht groß verändern wird, 35 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung.
Insgesamt 46 Prozent der Befragten fürchten, ihren aktuellen Lebensstandard in Zukunft nicht mehr halten zu können. 37 Prozent treibt die Sorge um, sich die derzeitige Wohnung nicht mehr leisten zu können – ein Zuwachs um acht Prozentpunkte seit Februar 2020. Rund jeder fünfte, 21 Prozent, fürchtet um den aktuellen Arbeitsplatz.
Grünen-Wähler sind besonders zufrieden
Beinahe die Hälfte der Umfrageteilnehmer, 48 Prozent, wünscht sich einen grundlegenden Wandel in Deutschland. Im September 2021 waren es noch 40 Prozent gewesen. Insgesamt 46 Prozent der Befragten wünschen sich „Kurskorrekturen“. Lediglich drei Prozent gaben an, sich keine Veränderungen zu wünschen. Vor der vergangenen Bundestagswahl waren es noch sechs Prozent.
Als wichtigste Themen, bei denen sich die Politik ändern soll, werden dabei Wirtschaft und Migration genannt. Den stärksten Veränderungswillen äußern dabei AfD- und BSW-Anhänger.
Das Ausmaß der Zukunftssorgen unterscheidet sich dabei deutlich nach Parteisympathien. Anhänger der AfD äußern die größten Sorgen hinsichtlich der deutschen Wirtschaft, Wähler des BSW sorgen sich am zweitstärksten. Eher zufrieden sind hingegen Wähler der Grünen. Lediglich 16 Prozent der befragten Grünen-Wähler sorgen sich, ihre Rechnungen nicht mehr zahlen zu können – bei AfD-Wählern sind es 79 Prozent.
Wähler halten AfD beim Thema Asylpolitik für kompetent
Die größte politische Kompetenz schreiben die Befragten der Union zu. Insgesamt 29 Prozent trauen der Partei zu, die „wichtigsten Aufgaben in Deutschland zu lösen“. Auf Platz zwei folgt die SPD mit 15 Prozent, die AfD landet mit zwölf Prozent auf Platz drei. Dabei erlitt die SPD allerdings den größten Rückschlag seit 2021. Damals sprachen ihr noch 28 Prozent der Befragten die größte Kompetenz zu. Bei Union und AfD stieg das Vertrauen hingegen: Vor drei Jahren landete die Union bei 26 Prozent Vertrauen und die AfD bei lediglich sechs Prozent.
Besonders große Kompetenz wird der AfD beim Thema „Asylpolitik“ zugeschrieben. Insgesamt 17 Prozent erwarten hier Expertise von der Partei. Eher geringe Erwartungen haben Wahlberechtigte hingegen beim Thema Umwelt und Außenpolitik – nur acht Prozent der Befragten erwarten hier sachkundige Politik. Im Vergleich zu 2021 sind die Werte der Partei aber bei allen Themen gestiegen.
Der Union wird bei den meisten Themen große Kompetenz zugeschrieben – vor allem in den Bereichen Wirtschaft, Außenpolitik, „Deutschland gut durch Krisen führen“ und „gute Verteidigungspolitik“ erreichen CDU/CSU überdurchschnittliche Ergebnisse – mit 30 bis 37 Prozent Kompetenzzuschreibung.
FDP und BSW gelten als inkompetent
Die Grünen schneiden lediglich beim Thema „Umwelt- und Klimapolitik“ gut ab. Bei den meisten anderen Themen liegen ihre Werte unter denen der AfD. Mit einer Ausnahme: Elf Prozent der Befragten attestieren den Grünen eine gute Außenpolitik. Bei der AfD sind es nur acht Prozent
Die SPD büßt bei fast allen Themenfeldern stark ein. Schrieben ihr 2021 etwa noch 40 Prozent der Befragten Kompetenzen im Bereich „Soziale Gerechtigkeit“ zu, sind es aktuell nur noch 28 Prozent. Bei „Deutschland gut durch die Krisen führen“ fiel der Wert von 32 auf 15 Prozent. Beim Thema „angemessene Löhne“ fiel er von 44 auf 32 Prozent.
Besonders wenig Expertise erwarten die Befragten von der FDP und dem BSW. Bei keinem einzigen Thema kommt eine der beiden Parteien auf mehr als neun Prozent.
Merz ist populär
Bei der Frage, mit welchem Politiker die Wahlberechtigten besonders zufrieden sind, liegen die Parteien überraschenderweise deutlich weniger weit auseinander. Am meisten Sympathie kann CDU-Kandidat Friedrich Merz für sich verbuchen – 30 Prozent. Im Vergleich zum November sank die Zufriedenheit mit ihm allerdings um vier Prozentpunkte.
Auf Platz zwei liegt Grünen-Kandidat Robert Habeck mit seit November unveränderten 29 Prozent. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) schafft es mit 23 Prozent auf Platz drei und stieg damit seit vergangenem Monat um drei Prozentpunkte.
AfD-Kandidatin Alice Weidel büßt drei Prozentpunkte ein und schafft es mit 21 Prozent Politikerzufriedenheit auf Platz vier – vor Sahra Wagenknecht (BSW), die vier Prozentpunkte verliert und mit der 20 Prozent der Befragten zufrieden sind.
(lb)