BERLIN. Die Chefin der Ärztegewerkschaft Marburger Bund, Susanne Johna, hat sich gegen den von der Ampel-Regierung geplanten Steuerrabatt für ausländische Fachkräfte ausgesprochen. Dieser verletze den Grundsatz der Gleichbehandlung. „Es liegt nicht am Steuerrecht, daß Deutschland zu wenige Fachkräfte aus dem Ausland hat, sondern an den Anerkennungsverfahren der beruflichen Qualifikationen“, sagte Johna dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Mediziner aus dem Ausland würden stattdessen durch „bürokratische Hürden, langwierige Anerkennungsverfahren und personell unterbesetzte Behörden, die die gewünschte Willkommenskultur in Deutschland konterkarieren“, abgeschreckt. Das habe sich inzwischen international herumgesprochen, so daß Ärzte mit ausländischen Abschlüssen – vor allem aus Nicht-EU-Staaten – anderen Ländern als Deutschland den Vorzug gäben.
Johna: Fachkräfte werden von Bürokratie abgeschreckt
Statt Steuerrabatten brauche es transparente und effiziente Anerkennungsverfahren ausländischer Abschlüsse, betonte Johna. Aktuell gebe es dafür 16 verschiedene Landesbehörden – hier brauche es Zentralisierung. Die Medizinerin ist sich sicher: „Wenn es Deutschland nicht gelingt, Fachkräften aus dem Ausland serviceorientiert und aufnahmebereit zu begegnen, werden auch steuerliche Anreize nicht viel bewirken.“
Die Bundesregierung plant, hochqualifizierten ausländischen Fachkräften zeitlich befristet die Steuerlast zu senken. In den ersten drei Jahren nach Arbeitsbeginn in Deutschland sollen zuerst 30, dann 20 und danach zehn Prozent des Bruttolohns steuerfrei sein. (st)