STUTTGART. Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ist tot. Der CDU-Politiker sei gestern gegen 20 Uhr im Kreise seiner Familie friedlich eingeschlafen, teilte diese am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur mit. Schäuble wurde 81 Jahre alt.
Der studierte Jurist Schäuble wurde 1972 erstmals in den Bundestag gewählt und ist damit der Abgeordnete, der dem Parlament am längsten angehörte – 51 Jahre.
Am 12. Oktober 1990, neun Tage nach der Wiedervereinigung, schoß ein Attentäter während einer Wahlkampfveranstaltung zwei Mal von hinten auf Wolfgang Schäuble. Der geistig verwirrte Schütze traf den Kiefer und das Rückenmark. Der Politiker war seit dem Mordversuch vom dritten Brustwirbel an abwärts gelähmt und auf einen Rollstuhl angewiesen.
Schäuble prägte in zahlreichen hochrangigen Ämtern die Politik der Bundesrepublik – 1990 unterschrieb er als Innenminister unter Helmut Kohl (CDU) den Einigungsvertrag, der die Wiedervereinigung mit der DDR besiegelte.
Schäuble unterschrieb den Einigungsvertrag
Von 1991 bis 2000 war er Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag und von 1998 bis 2000 auch CDU-Parteivorsitzender. 2005 übernahm er für vier Jahre erneut das Amt des Bundesinnenministers und war danach bis 2017 Bundesfinanzminister. Anschließend bis 2021 amtierte er als Bundestagspräsident, bis er das Amt abgeben mußte, weil die Union nicht mehr die stärkste Fraktion im Parlament stellte.
Als Alterspräsident eröffnete er 2021 die konstituierende Sitzung des Bundestages in der aktuellen Legislaturperiode. Zuletzt kritisierte er die Kanzlerschaft Angela Merkels. Der damaligen CDU-Chefin hatte Schäuble insgesamt zwölf Jahre als Minister gedient. (fh)