BERLIN/HALLE (SAALE). Die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV) hat die Zusammenarbeit mit dem Politikwissenschaftler Johannes Varwick aufgekündigt. Wie der Professor für Internationale Beziehungen und europäische Politik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg auf Twitter mitteilte, trenne sie sich von ihm „aufgrund meiner Positionierung im Krieg gegen die Ukraine“. Er bedauere diese Entscheidung, da er „mit bester Resonanz“ eineinhalb Jahrzehnte sozialpolitische Fachtagungen für die DRV habe moderieren dürfen.
Die Deutsche Rentenversicherung Bund – für die ich anderthalb Jahrzehnte unter der Leitung von drei Präsidenten (Rische, Reimann und Roßbach) mit bester Resonanz sozialpolitische Fachtagungen moderieren durfte @FNA_DRV_Bund – teilt mir heute mit, künftig aufgrund meiner…
— Johannes Varwick (@JohannesVarwick) July 17, 2023
Die JF wollte von der DRV wissen, ob sie sich tatsächlich von Varwick trennt, und wenn ja, wie sie diese Entscheidung begründet und die bisherige Zusammenarbeit mit dem Politikwissenschaftler beurteilt. „Wir werden uns zu dieser Angelegenheit nicht äußern“, antwortete die DRV.
Varwick ist skeptisch wegen Nato-Beitritt der Ukraine
Varwick äußerte sich im vergangenen Jahr mehrfach zum Ukraine-Krieg und plädierte für Verhandlungen. Ende Juni sagte er in der Sendung Maybrit Illner im ZDF: „Ich glaube nicht, daß die Krim wieder ukrainisch wird.“ Eine territoriale Veränderung solle man akzeptieren. Die Annahme, daß die Ukraine eines Tages in die Nato und EU aufgenommen werde, solle man hinterfragen und einen anderen Status für die Ukraine finden. „Das sind alles unangenehme, unappetitliche Realitäten, die nur zu ändern wären, wenn Rußland eine komplette Niederlage erleidet. Das halte ich aber für unrealistisch“, bemerkte der Politologe.
Varwick gehörte auch zu den Erstunterzeichnern für das „Manifest für Frieden“ von Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht und der Frauenrechtlerin Alice Schwarzer. Er zog seine Unterstützung jedoch im Februar mit den Worten zurück: „Ich halte es inzwischen für einen Fehler, dieses Manifest unterstützt zu haben, und will mich hiermit korrigieren.“ Es seien bei den im Februar rund 500.000 Unterzeichnern „zunehmend Personen dabei, mit denen ich nicht gemeinsam genannt werden möchte“. Das Manifest unterzeichneten bis Mitte Juli mehr als 840.000 Personen. (ca)