BERLIN. Verglichen mit anderen deutschen Spitzenpolitikern ist die Grünen-Chefin Ricarda Lang auf dem Twitter-Nachfolger X wenig erfolgreich. Doch zwei ihrer Beiträge knackten nun scheinbar alle Rekorde. Ihr eher dröger Kommentar vom 19. August zur Kindergrundsicherung erfreute sich plötzlich in kürzester Zeit mit über 130.000 Aufrufen großer Beliebtheit.
Übertroffen wurde Langs persönlicher Rekord-Tweet ein Tag später von ihrem Kommentar zur Staatsverschuldung: „Unser Land braucht Investitionen, um unseren Wohlstand zu sichern“, schrieb die Grünen-Spitzenpolitikerin. „Der Koalitionsvertrag sieht hier mit den Investitionsgesellschaften explizit eine Möglichkeit im Rahmen der Schuldenbremse vor. Diese Instrumente sollten wir nutzen.“
Unser Land braucht Investitionen, um unseren Wohlstand zu sichern.
Der Koalitionsvertrag sieht hier mit den Investitionsgesellschaften explizit eine Möglichkeit im Rahmen der Schuldembremse vor. Diese Instrumente sollten wir nutzen.https://t.co/voPVL2jw47— Ricarda Lang (@Ricarda_Lang) August 20, 2023
Gewaltiges Interesse aus Fernost an Lang
Dafür interessierten sich wenig später über 400.000 Nutzer, knapp 10.000 waren begeistert, rund 3.400 kommentierten den Beitrag. Allerdings mit japanischen Schriftzeichen, was für die meisten Deutschen völlig unverständlich sein dürfte. Also entweder besitzt die Grünen-Politikerin eine gewaltige Anhängerschaft in Fernost, oder hier sollten simulierte Nutzer, sogenannte Bots, Langs Beiträge manipulieren.
Für gewöhnlich sollen Bots Reichweite simulieren. Die Grünen-Chefin weist jede Verantwortung von sich. „Die Bots sind selbstverständlich nicht durch uns erstellt oder beauftragt“, heißt es in einer Stellungnahme ihres Büros, aus der der Focus zitiert. „Über ihren Ursprung haben wir keine Kenntnis. Auch im Sinne einer guten Debattenkultur braucht es grundsätzlich ein konsequentes Vorgehen gegen Bots in den sozialen Medien.“
Doch wer ließ dann die Bots los? Etwa ein politischer Gegner, der die Grünen-Chefin in Mißkredit bringen wollte? Möglich wäre auch einfach Zufall. Ricardas Nachnahme „Lang“ kommt auch in vielen asiatischen Kulturen vor. Womöglich wurden die Bots nur ausversehen auf ihre Kommentare aufmerksam. Und verhalfen der Politikerin in Fernost ungewollt zu enormer Popularität. (JF)