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Clan-Kriminalität: CDU-Stadtrat ist sauer: Berlins Behörden ignorierten Warnungen vor Remmo-Clan

Clan-Kriminalität: CDU-Stadtrat ist sauer: Berlins Behörden ignorierten Warnungen vor Remmo-Clan

Clan-Kriminalität: CDU-Stadtrat ist sauer: Berlins Behörden ignorierten Warnungen vor Remmo-Clan

Polizeifahrzeuge stehen vor einem Gebäude, in dem sie eine Razzia gegen Clankriminalität durchführt, Mai 2022. Einer der bedrohlichsten Clans in Deutschland ist der der Remmo Familie.
Polizeifahrzeuge stehen vor einem Gebäude, in dem sie eine Razzia gegen Clankriminalität durchführt, Mai 2022. Einer der bedrohlichsten Clans in Deutschland ist der der Remmo Familie.
Polizeifahrzeuge stehen vor einem Gebäude, in dem sie eine Razzia gegen Clankriminalität durchführt, Mai 2022 Foto: picture alliance/dpa | Roberto Pfeil
Clan-Kriminalität
 

CDU-Stadtrat ist sauer: Berlins Behörden ignorierten Warnungen vor Remmo-Clan

Hätte man Berlin vor Straftaten des Remmo-Clans bewahren können? Das legt ein nun aufgetauchtes internes Papier des Landeskriminalamts nahe. Der Neuköllner Sozialstadtrat Falko Liecke äußert scharfe Kritik.
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BERLIN. Der Neuköllner Sozialstadtrat Falko Liecke (CDU) hat die Berliner Behörden für ihren Umgang mit dem Remmo-Clan kritisiert. Die Entwicklung der Familie hin zu einen kriminellen Machtfaktor hätte seiner Meinung nach gestoppt werden können, wie der RBB berichtete.

Liecke hält die Wahrscheinlichkeit für „sehr hoch“, daß man mit der Erkenntnislage von 2012 „die kriminelle Entwicklung der Familie Remmo hätte aufhalten können“. Bei jugendlichen Straftätern sei Intervention möglich gewesen. „Denn wir sehen ja, wie sich einige Mitglieder der Familie seither kriminell entwickelt haben.“

Polizeibericht warnte bereits 2012

Hintergrund der Äußerungen ist ein Bericht des Landeskriminalamts (LKA) der bereits elf Jahre alt ist, aber erst jetzt bekannt wurde. In diesem heißt es, die Mitglieder der Großfamilie Remmo fielen zehnmal häufiger kriminell auf, als andere kriminalitätsbelastete Gruppen. Unter dem Titel „Statistische Erhebung arabischer Straftätergruppen“ zur „Teilgruppe ‚Familie Remmo‘“ wurde besonders vor der Entwicklung jüngerer Familienmitglieder gewarnt.

So urteilten die Verfasser des Papiers über einen der Remmo-Söhne: „Die sozialen Kontakte und das familiäre Umfeld des Beschuldigten Remmo lassen es als nur wenig wahrscheinlich erscheinen, daß der Beschuldigte in absehbarer Zeit ein sozialadäquates Leben führen wird.“ Ebenso wird berichtet, daß eine Lehrerin angegeben habe, daß „der junge (…) viele Verstöße und asoziales Verhalten aufweisen würde und ihrer Erfahrung nach nicht mehr sozialisierbar wäre“.

Der Bericht wurde unter Verschluß gehalten und nicht mit anderen Institutionen wie dem Jugendamt, der Schule oder der Staatsanwaltschaft geteilt. Zudem kam das Jugendkriminalamt zu dem Schluß, ähnliche Erhebungen seien zu zeit- und personalaufwendig, obwohl es zugleich anmerkte, diese Form der Auswertung „anhand gewisser Namenskriterien“ liefere eine „verläßliche Datenbasis“.

Gibt neben Remmos weitere polizeibekannte Clans

Die LKA-Erhebung stellte fest, daß innerhalb des dreijährigen Untersuchungszeitraums von 2009 bis 2011, knapp 60 Prozent der „in Berlin gemeldeten Familienmitglieder“ des Remmo-Clans bereits als Tatverdächtige in unterschiedlichen Strafverfahre geführt wurden. Demnach sei die Zahl der Tatverdächtigen des Familienzweigs mit 103 Personen zehnmal höher als bei Tatverdächtigen anderer Ethnien und Gruppen.

Auch wenn sich die Untersuchung auf den Remmo-Clan beschränkte, gingen die Autoren davon aus, daß in Berlin „20 bis 30 polizeilich relevante arabischstämmige Großfamilien“ lebten. Viele dieser Familien sollen untereinander wiederum verwandt sein. In vielen Fällen scheine ein Dorf im Südosten der Türkei die Herkunft der Familien zu sein, die ihre gemeinsame Herkunft durch unterschiedliche Schreibweisen des Namens verschleiere.

„Das ist nun einmal so in Berlin“

Er habe damals „vergeblich versucht“, den zu diesem Zeitpunkt regierenden CDU-Innensenator Frank Henkel, „von einem Lagebild und einem Clankonzept“ zu überzeugen, moniert Liecke. Aber Henkel habe sich nicht gegenüber dem Koalitionspartner SPD durchsetzen können.

Sein Nachfolger Andreas Geisel (SPD) beauftragte 2018 schließlich ein Konzept. Der Vorsitzende der Vereinigung Berliner Staatsanwälte, Ralph Knispel, hält Berichte wie den von 2012 wiederum nicht für notwendig. „Die Wirklichkeit bei den Ermittlungsbehörden ist längst eine andere. In den polizeilichen Abfragesystemen können wir heute fast immer umgehend erkennen, mit wem wir es zu tun haben.“ Jedoch seien die personellen Möglichkeiten der Polizei begrenzt. „Das ist nun einmal so in Berlin, wo das Geld knapp ist.“ (lb)

Polizeifahrzeuge stehen vor einem Gebäude, in dem sie eine Razzia gegen Clankriminalität durchführt, Mai 2022 Foto: picture alliance/dpa | Roberto Pfeil
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