Berlin hat bereits genug heterosexuelle Ampelmännchen aufgestellt. Diese Ansicht könnte man der Bürgermeisterin des Berliner Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, Clara Herrmann, unterstellen, plant sie doch laut der B.Z., in ihrem traditionell sehr linksdominierten Stadtteil queere Ampeln aufzustellen. Also gleichgeschlechtlich: Ampellichter mit je zwei händchenhaltenden Frauen oder Männern. Auch auf Fußgängerampeln soll es künftig „geschlechtergerecht“ zugehen.
„Friedrichshain-Kreuzberg ist ein bunter Bezirk“, teilte die Grüne in einem Brief mit. „Wir stehen für Offenheit, Toleranz und Vielfalt ein. Um die Sichtbarkeit der LGBTIQ*-Community im Bezirk weiterhin zu verbessern, möchte ich mich für ein sichtbares Zeichen im öffentlichen Raum einsetzen.“ Auch auf Twitter bedauerte Herrmann zum Christopher Street Day das Fehlen homosexueller Ampelmännchen und -frauchen im Berliner Stadtbild: „Schade, daß wir dieses Jahr keine queeren Ampelpärchen bei uns machen konnten. Würde mich freuen, wir bekommen das bald hin“, schrieb sie an Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) gerichtet.
Love is love! Schade, dass wir dieses Jahr keine queeren Ampelpärchen bei uns machen konnten. Würde mich freuen, wir bekommen das bald hin, liebe @SchreinerManja @SenMVKUBerlin 🌈 #HappyPride #CSDBerlin #betheirvoice #queerrights #pride2023 #ProgressPrideFlag #xhain pic.twitter.com/MCWS5Jpg37
— Clara Herrmann (@clara_herrmann) July 22, 2023
Schreiner sei offen für den Vorschlag, berichtete die B.Z. „Wir werden es zum nächsten Jahr wohlwollend prüfen.“ Die Sichtbarkeit der bunten Gemeinschaft gehöre zu Berlin dazu, und queere Lichtzeichenanlagen seien dafür „eine charmante Idee“.
Rekord von queeren Ampeln liegt ausnahmsweise nicht bei Berlin
Bisher gab es in Berlin keine queere Symbolik auf Ampeln. Die Senatsverwaltung lehnte 2015 noch schwule und lesbische Ampelfiguren in der Hauptstadt ab. Da hieß es noch auf einen entsprechenden Antrag: „Ampeln sind nicht geeignet, politische Statements abzugeben.“ Weil Ampeln alleine der Verkehrssicherheit dienen sollten, gebe es für derartige Symbole „keine Notwendigkeit“. Ganz anders sah das bislang Wolfenbüttel: Die Kleinstadt mit 50.000 Einwohnern besaß 2022 mit ganzen 46 queeren Lichtzeichenanlagen die meisten „Vielfaltsampeln“.
Bürgermeisterin Herrmann zeigte sich schon im Dezember 2022 für die „besonderen Geschäfte“ zuständig: So feierte sie auf Twitter das Aufstellen von drei öffentlichen Klokabinen am Berliner Kottbusser Tor. In den Sozialen Medien erntete sie dafür Spott und Häme. (ca)