STUTTGART. Linksextremisten haben am Samstag in Stuttgart eine Parade anläßlich des Christopher Street Days (CSD) gestört und dabei auch Besucher angegriffen. „Kurz vor 16.00 Uhr erreichte der erste Lastwagen, der als Bühne für die Abschlußkundgebung genutzt werden sollte, den Schloßplatz. Mehrere Dutzend Personen aus dem linken Spektrum blockierten daraufhin den Lastwagen und vermummten sich teilweise“, teilte die Stuttgarter Polizei mit. Als der Versammlungsleiter Detlef Raasch sie angesprochen habe, sei er „angegriffen und leicht verletzt“ worden. Auch ein Polizeibeamter habe leichte Blessuren erlitten.
Hintergrund ist offenbar ein Streit innerhalb der politischen Linken zwischen gemäßigten und radikalen LGBTQ-Gruppen. Die Organisatoren des CSD Stuttgart sagten im Juni ihre Teilnahme am CSD Freiburg ab, weil das diesjährige Plakat der Veranstaltung eine vermummte Person mit einem Hut in Regenbogenfarben sowie das Logo der Antifa beinhaltet hatte. „Wir lehnen jede Art von Radikalismus ab“, schrieb Raasch damals. Diese Äußerung war offenbar Anlaß für den Angriff.
Der CSD heute in Stuttgart stand deutlich unter dem Zeichen der Auseinandersetzung zwischen den CSDs Stuttgart und Freiburg.
Der CSD Stuttgart hatte seine Teilnahme in Freiburg vor einigen Wochen wegen dem Logo eines vermummten Schwarzwaldmädchens mit dem Antifa Logo abgesagt.
1/ pic.twitter.com/98WcnoZw4o— Janka Kluge (@JankaKluge) July 29, 2023
CSD ist für die Antifa zu bürgerlich
In einem Selbstbezichtigungsschreiben auf der linksextremen Website „Indymedia“ schrieben die mutmaßlichen Angreifer, der Ursprungs-CSD in New York sei ursprünglich ein gewaltsamer Aufstand gewesen. Inzwischen entwickle sich die Veranstaltung jedoch zunehmend zu einem „Schaulaufen von Unternehmen und bürgerlichen Parteien, manche davon sogar offen queerfeindliche wie die CDU“.
In diesem Jahr kamen etwa 40.000 Teilnehmer nach Stuttgart, weitere 400.000 säumten nach Polizeiangaben die Route des Aufzugs. Der Fußballbundesligist VFB Stuttgart nahm erstmals mit einem eigenen Wagen teil. Unter anderem Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) war dort anwesend. Özdemir distanzierte sich inzwischen von dem gewalttätigen Vorfall: „Wir feiern unseren CSD Stuttgart so, wie wir´s wollen und müssen keine radikale Linke um Erlaubnis fragen. Gute Besserung an Detlef Raasch und den verletzten Polizisten.“
Die Stadträtin Laura Halding-Hoppenheit (Linkspartei) sagte der Stuttgarter Zeitung, es sei „verständlich“, wenn gegen die AfD „demonstriert“ werde, „aber doch nicht gegen den CSD“. (st)