BERLIN. Die Stiftung Humboldt Forum wird nun doch darauf verzichten, die biblische Inschrift in der Kuppel des wiederaufgebauten Berliner Stadtschlosses zu überblenden. Darauf hatten zunächst die frühere Kulturstaatssekretärin Monika Grütters (CDU) und dann ihre Nachfolgerin Claudia Roth (Grüne) gedrängt.
Wie der Förderverein Berliner Schloss e.V., der die historische Rekonstruktion der Fassaden mit Spenden finanzierte, mitteilte, scheitert das Projekt aus „Kostengründen“. Er hatte die Überblendung stets abgelehnt. Bei der Mitteilung bezieht sich der Förderverein auf die das Gebäude betreibende Stiftung Humboldt Forum, der der Wiederaufbau und die christliche Kuppel mit Kreuz und Inschrift seit jeher ein Dorn im Auge waren.
Kreuz und Inschrift der Kuppel weiter im Visier
Mit einem sogenannten „LED-Kunstprojekt“ sollte der Vers überblendet werden. „Ein Machbarkeits-Test und die nachfolgende Evaluation hätten ergeben, daß eine befriedigende Umsetzung im dafür festgelegten Kostenrahmen nicht zu erreichen ist“, so der Förderverein. Die Stiftung Humboldt Forum bedauere dies „und prüft derzeit Alternativen und wird die Fragen von Rekonstruktion, Kuppel und Inschrift auch weiterhin in ihrer Programmarbeit thematisieren“.
Kulturstaatsministerin Roth hatte die Pläne ihrer Vorgängerin Grütters umzusetzen versucht. In dem Spruch sowie dem Kreuz auf der Kuppel sehen beide Politikerinnen „Symbole der christlich-kolonialen Herrschaft“. Die Inschrift hatte Preußen-König Friedrich Wilhelm IV. 1844 anbringen lassen. Erst 40 Jahre später hatte Deutschland mit Südwest-Afrika (Namibia) die erste Kolonie.
Roth beschimpft Kritiker als „geschichtsblind“
Die Inschrift lautet: „Es ist in keinem andern Heil, ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn in dem Namen Jesu, zur Ehre Gottes des Vaters. Daß in dem Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Knie, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ Es handelt sich dabei um die Zusammenfügung zweier Bibelverse.
Wer darin „einfach nur ein unpolitisches Zeichen von Religiosität“ erkenne, sei „geschichtsblind“, hatte Roth die Kritiker einer geplanten Überblendung kritisiert.
Das Kreuz und der Spruch sind Teil des historischen Wiederaufbaus des Schlosses gewesen, den der Bundestag vor 20 Jahren beschlossen hatte. Die Sicht darauf hat sich seitdem gewandelt. Heute würde ein solcher Antrag wohl keine Mehrheit mehr im Parlament bekommen. (fh)