DÜSSELDORF. Das Schulministerium in Nordrhein-Westfalen hat moslemischen Schülern eine Sonderregelung bei den Abiturprüfungen am Freitag angeboten. Weil an diesem Tag das islamische Zuckerfest beginnt, dürfen sie ihren Klausuren am 9. Mai nachschreiben, teilte die Behörde mit.
Islamverbände hatten gegen den Termin am Freitag protestiert. Eigentlich waren die Prüfungen für den vergangenen Mittwoch angesetzt, wegen technischer Probleme verschob sich das Datum aber nach hinten. „Die Verschiebung der Abiturprüfung in NRW gerade auf das Ramadan-Fest ist ärgerlich und irritiert“, sagte der Sprecher des Koordinationsrats der Muslime in Köln, Murat Gümüş. Die Änderung verwehre moslemischen Schülern, das Ende des Fastenmonats Ramadan in der Moschee und ihren Familien zu feiern. „Es wäre auch kaum vorstellbar, daß an Weihnachten oder Ostern Abiturprüfungen stattfinden.“ Alle Bundesländer sollten laut Gümüş die religiöse Vielfalt mehr im Blick haben.
AfD-Politiker Clemens: Freitag ist normaler Schultag
Einen gesonderten Nachholtermin der Abschlußklausuren in NRW ausschließlich für moslemische Schüler lehnt der AfD-Landtagsabgeordnete Carlo Clemens strikt ab. „Der Freitag ist ein normaler Arbeits- und Schultag in Deutschland. Daher spricht nichts gegen eine Abiturprüfung an diesem Tag. Es wäre anderen Schülern gegenüber unfair, wenn moslemischen Schülern Sonderrechte eingeräumt werden“, gab er gegenüber der JUNGEN FREIHEIT zu bedenken. Sämtliche Glaubensgemeinschaften könnten in Zukunft Sonderrechte einfordern, wenn Schulministerin Dorothee Feller (CDU) für die diesjährige Abiturprüfung einen „Präzedenzfall“ schaffe.
„Schulministerin Feller muß unverzüglich und transparent aufklären, wie es zu dieser Panne kommen konnte. Es muß sichergestellt werden, daß sich eine so desaströse Störung nicht wiederholen kann.“ Der Lehrerberuf werde durch solche Pannen und Lehrermangel noch unattraktiver, mahnte Clemens.
SPD-Politikerin Engin kritisiert Schulministerin
Grund für die Datenpanne war vermutlich die neu eingeführte 2-Faktoren-Authentifizierung. 600 von 900 Schulen in NRW konnten am Dienstag keine Prüfungsunterlagen von einem zentralen Server herunterladen. Die schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im Landtag NRW, Dilek Engin, nannte das darauf folgende Kommunikationsverhalten der Schulministerin „katastrophal.“ Über Stunden sei Feller einfach abgetaucht. Lehrkräfte, Abiturienten und die moslemischen Schüler müßten das nun ausbaden.
Die massiven technischen Störungen gestern beim Download der für heute geplanten Abiturprüfungen haben bei Schülerinnen, Schülern, Lehrkräften und Eltern im @landnrw für Verwirrung, Wut und Enttäuschung gesorgt. (1/4) pic.twitter.com/8dQ67YMY4f
— Bildungsland.NRW (@BildungslandNRW) April 19, 2023
Die Christdemokratin hat sich mittlerweile für die Panne entschuldigt. „Ich kann verstehen, daß viele Schülerinnen und Schüler sowie viele Lehrerinnen und Lehrer sauer sind – ich bin es auch. Ich weiß genau, was das für Abiturientinnen und Abiturienten bedeutet.“ (ca/zit)