BERLIN. Die Berliner Staatsanwaltschaft hat bekanntgegeben, daß von den 145 in der vergangenen Silvesternacht Festgenommenen aktuell niemand im Gefängnis sitzt. Das geht aus einer Statistik hervor, die der Bild-Zeitung vorliegt. Die meisten Tatvorwürfe beinhalten Sachbeschädigung, Brandstiftung, Körperverletzung, Landfriedensbruch, Sexualdelikte und tätlichen Angriff auf Beamte.
Von den Angeklagten standen bisher 22 vor einem Jugendrichter, fünf vor einem Strafrichter und vier vor einem Jugendschöffengericht. 13 Ermittlungsverfahren laufen derzeit noch. Die Verfahren, bei denen bereits ein Urteil gesprochen wurde, endeten mit Bewährungsstrafen, Jugendarrest, Verwarnungen aber auch mit Freisprüchen.
Es sind nur drei Sekunden, die aber viel über unsere doch so hochentwickelte Spezies aussagen pic.twitter.com/rKSWv8KCFW
— Benjamin Jendro (@Djeron7) January 2, 2023
Viele Festgenommene mit Migrationshintergrund
Die schweren Ausschreitungen in mehreren deutschen Städten in der vergangenen Silvesternacht hatten eine Debatte über Integration und Parallelgesellschaften ausgelöst. Denn unter den in Berlin festgenommenen Personen waren Migranten und Menschen mit Migrationshintergrund deutlich überrepräsentiert. Unter den 145 registrierten Fällen in Berlin: 45 Personen mit deutschem Paß, 27 Afghanen und 21 Syrer. Allerdings hatten Recherchen der JUNGEN FREIHEIT ergeben, daß sich unter den deutschen Tatverdächtigen auch elf Personen mit doppelter Staatsangehörigkeit befinden. Darunter Türken, Libanesen, Tunesier und Iraker.
Der inzwischen CDU-geführte Berliner Senat hat vor wenigen Tagen Maßnahmen angekündigt, um ähnliche Ausschreitungen in diesem Jahr zu verhindern. Statt wie sonst üblich zwei, sollen dieses Mal vier Staatsanwälte in Bereitschaft sein. Zudem sollen zusätzlich zu den regulären Kapazitäten, etwa 2.800 Polizisten in der Hauptstadt für Recht und Ordnung sorgen. Jörg Raupach, Leitender Oberstaatsanwalt in Berlin, betonte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, daß Prävention und konsequente Strafverfolgung wichtig seien, denn: „Wir wissen einfach noch nicht, was passieren wird. Ob beispielsweise der Nahostkonflikt die Situation in der Nacht verschärfen wird.“
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) zeigte sich mit Blick auf die kommende Neujahrsnacht besorgt. Inzwischen gebe es an Silvester generell eine höhere Gewaltbereitschaft als früher, sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Und natürlich müssen wir die Gefahr sehr genau im Blick haben, daß sich das auch mit Radikalisierungen mischt, die wir jetzt angesichts des Nahostkonflikts sehen.“ (st)