BERLIN. Die Zwillingsschwester der bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommenen Radfahrerin hat die „Klima-Kleber“ zum Umdenken aufgefordert. Außerdem macht sie ihnen Vorwürfe. Bei dem Unglück hatte ein Rettungsfahrzeug im durch die „Letzte Generation“ verursachten Stau gestanden. Sie und ihre Schwester, die zusammen lebten, teilten die Anliegen der selbsternannten Aktivisten zwar zu 100 Prozent – aber nun gehe sie durch die „Hölle“.
„Ich würde ihnen einfach gerne das, was ich erlebt habe“, so Anja Umann, „erzählen, und ihnen dann gerne die Chance geben, sich einmal in diese Hölle hineinzuversetzen“, sagte sie dem Spiegel. Die Straßenblockierer sollten „überdenken, ob es nicht vielleicht doch einen anderen Weg gibt, für das Überleben unseres Planeten zu kämpfen, ohne daß andere Menschen möglicherweise zu Schaden kommen.“
Letzte Generation nehme „Tod von Menschen in Kauf“
Umanns 44jährige Zwillingsschwester war am vorvergangenen Montag von einem Betonmischer angefahren und schwer verletzt worden. Ein Spezialfahrzeug der Berliner Feuerwehr, das den Lkw anheben sollte, stand in einem Stau , den die Extremisten verursacht hatten. Inzwischen ist unklar, ob das Fahrzeug hätte helfen können, wenn es pünktlich am Unfallort gewesen wäre. Das Opfer starb Tage später im Krankenhaus.
„Meine Schwester und ich teilen die Ziele der Bewegung zu 100 Prozent“, betonte Umann. Mit ihrem eineiigen Zwilling habe sie ein veganes, nachhaltiges Modelabel gegründet. Offenbar aus Prinzip besitzen die beiden kein Auto und fahren viel Fahrrad in Berlin.
Trotz der Sympathie für die Bewegung verletze es sie aber sehr, „wie ignorant einige Klimaaktivisten den Tod von Menschen in Kauf nehmen, die sich unter Umständen selbst für Umweltschutz und andere Menschen einsetzen“. Auf Twitter hatten Unterstützer mit „Shit happens“ auf den Todesfall reagiert. Die „Letzte Generation“ erklärt bis heute, keinen Anlaß zu sehen, ihre Aktionen zu beenden.
Die tote Radfahrerin hinterläßt nur ihre Zwillingsschwester. (fh)