BERLIN. Eine Sprecherin von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat sich für dessen Lob auf die RAF-Terroristin Gudrun Ensslin entschuldigt. „Das ist ganz klar ein Fehler. Eine verurteilte Mörderin gehört nicht in diese Reihe. Wir entschuldigen uns und werden das Glückwunschschreiben korrigieren“, teilte Anna Engelke am Donnerstag abend auf Twitter mit.
Das ist ganz klar ein Fehler. Eine verurteilte Mörderin gehört nicht in diese Reihe. Wir entschuldigen uns und werden das Glückwunschschreiben korrigieren.
— Anna Engelke (@EngelkeAnna) March 3, 2022
Teil einer Rede zum Geburtstag von Regisseurin Margarethe von Trotta
Hintergrund ist eine Passage in einer Rede Steinmeiers anläßlich des 80. Geburtstags der Regisseurin und Schauspielerin Margarethe von Trotta am 21. Februar. Das inzwischen gelöschte Manuskript auf der Website des Bundespräsidenten war auf den 18. Februar datiert, machte jedoch erst am Donnerstag in sozialen Netzwerken die Rede.
Steinmeier hatte demnach gesagt:
„Mit der Ihnen eigenen Handschrift ermöglichen Sie neue Sichtweisen, inbesondere auf große Frauen der Weltgeschichte, die sich den Brüchen und Zumutungen ihrer jeweiligen Zeit mit großer Intelligenz, persönlicher Stärke und einem ausgeprägten Willen zur Veränderung der gesellschaftlichen als auch politischen Verhältnisse stellen. Sei es das Leben von Gudrun Ensslin, Rosa Luxemburg, Hildegard von Bingen oder Hannah Arendt – allen diesen Frauen und vielen anderen haben Sie unvergeßliche filmische Porträts gewidmet.“
Die Eloge auf eine Terroristin ist schon etwas befremdlich… https://t.co/xGLVhBNgAi
— Ralf Schuler (@drumheadberlin) March 3, 2022
Die 1940 geborene Ensslin war Mitbegründerin und führendes Mitglied der „Rote Armee Fraktion“ (RAF). Sie war an fünf Bombenanschlägen mit vier Todesopfern beteiligt. 1977 wurde sie wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Rosa Luxemburg war kommunistische Revolutionärin, die eine Rätediktatur in Deutschland errichten wollte. Margarethe von Trotta hatte über beide Frauen preisgekrönte Filme gemacht.
Der innenpolitische Sprecher AfD-Bundestagsfraktion, Gottfried Curio, forderte Steinmeier zum Rücktritt auf. „Steinmeiers ja bekannte linksextremistische Vorliebe hat mit dieser Verharmlosung einer politischen Mörderin eine Grenze endgültig überschritten“, kritisierte Curio am Freitag. Die Glückwünsche offenbarten „noch einmal eine Steigerungsstufe“. (ls)