BERLIN/POTSDAM. Es ist eine ungewöhnliche und zugleich brisante Nachricht, die der RBB heute früh in seinem „Inforadio“ veröffentlicht hat: „Die Gehälter der RBB-Intendantin und der Direktoren sind deutlich höher als bisher bekannt. Die vom Sender auf der RBB-Website bislang veröffentlichten Zahlen entsprechen nicht den tatsächlichen Einkünften.“
Das „rbb-Rechercheteam“ hat demnach herausgefunden, daß es sich bei den 303.000 Euro für Schlesinger nur um das sogenannte „Grundgehalt“ handele. Es entspreche nicht „dem vollen Gehalt, wie man annehmen könnte“. Hinzu kämen Bonuszahlungen, die die öffentlich-rechtliche Anstalt bisher bestritten hatte. Interne Dokumente, über die zuerst Business Insider berichtete, belegten, daß diese Darstellung nicht haltbar sei. Stimmt das, hätte der amtierende RBB-Intendant Hagen Brandstäter vor dem Brandenburger Landtag gestern die Unwahrheit gesagt.
Kompliziertes Gehaltkonstrukt geschaffen
Um ein kompliziertes und auch ziemlich undurchschaubares Konstrukt mit „Grundgehalt“, „Basisgehalt“ und Boni für sein Top-Management aus Intendantin und vier Direktoren zu schaffen, hatte der RBB die Unternehmensberatung Kienbaum engagiert. Bereits 2017, ein Jahr nach Schlesingers Amtsantritt, entwickelt sie für 56.000 Euro Gebührengelder ein System, das der Sender grundsätzlich ab 2018 so umsetzte.
Bei dem „Basisgehalt“ handelt es sich um das eigentliche Gehalt, das bei der Verfehlung von Zielen auf ein „Grundgehalt“ reduziert werden könne, das 8,33 Prozent niedriger liegt. Der Sender verweigert jede Aussage, ob es dazu jemals gekommen ist.
Bekam Schlesinger in Wahrheit 350.000 Euro?
Viel wahrscheinlicher ist, daß sich die Führungsriege Boni genehmigt hat. Und die bergen Sprengstoff. Selbst wenn die vereinbarten Ziele nur „annähernd erreicht“ werden, gibt es ein Plus von 15 Prozent. Wer seine Ziele erreicht, bekommt einen Zuschlag von 20 Prozent. Werden sie „deutlich überschritten“, erhält die RBB-Führung sogar 25 Prozent mehr. Als Berechnungsgrundlage gilt das „Grundgehalt“.
Hätte Patricia Schlesinger den höchsten Bonus erhalten, dann betrüge ihr Jahresgehalt tatsächlich 349.626,14 Euro – also 46.600 Euro mehr als bisher bekannt. Unklar bleibt, wer Schlesingers Ziele definierte, denn dies sollte der Vorgesetzte tun, und den hatte sie nicht. Auch wer kontrolliert hat, ob sie ihre Ziele erreicht oder übertroffen hat, will der Sender nicht sagen.
Hat Intendant Brandstätter im Landtag gelogen?
Seit Bestehen des Bonussystems hat der RBB pro Jahr „mindestens rund 450.000 Euro zusätzlich an Direktoren, Intendantin und Hauptabteilungsleiter ausgezahlt“, schreibt das Rechercheteam.
Noch brisanter: Trifft der RBB-Bericht über die Machenschaften im eigenen Haus zu, hätte der amtierende Intendant des Senders, Hagen Brandstäter, am Dienstag im Brandenburger Landtag die Unwahrheit gesagt. Dort betonte er, es habe innerhalb des RBB kein Bonussystem gegeben. (fh)
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