Die Teilnehmerzahl der Corona-Proteste am gestrigen Montag abend war deutlich höher als von vielen Medien berichtet. „Tausende auf der Straße – dafür und dagegen“, titelte am Dienstag morgen tagesschau.de. Doch das ist mehr als untertrieben. „Tausende“ trifft – wenn überhaupt – allenfalls auf die Gegendemonstranten der Corona-Proteste zu.
Nach Recherchen der JUNGEN FREIHEIT beteiligten sich deutschlandweit mehr als 300.000 Personen an den Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen. Allerdings fehlen hier noch die Zahlen aus Hessen. Zahlreiche Medien, allen voran die Nachrichtenagentur dpa, hatten zuvor geschrieben, an den Protesten im ganzen Land hätten sich um die 70.000 Menschen beteiligt.
Die JF hatte am Dienstag in sämtlichen Bundesländern und Stadtstaaten die zuständigen Polizeidienststellen (Landeskriminalämter, Landespolizeidirektionen, Landespolizeiämter, Innenministerien) angefragt.
Fast 100.000 Demonstranten in Bayern und Sachsen
Demnach gingen die meisten Teilnehmer in Baden-Württemberg auf die Straße. Nach Angaben des Innenministeriums in Stuttgart vom Dienstag waren es landesweit 64.700 bei 326 Versammlungen.
In Bayern fanden nach Kenntnis des bayerischen Innenministeriums insgesamt rund 140 Versammlungen statt, die sich gegen die Corona-Maßnahmen aussprachen. An diesen nahmen etwa 56.000 Personen teil. Allein das Polizeipräsidium Mittelfranken war mit Unterstützung von Einsatzkräften der Bayerischen Bereitschaftspolizei bei 28 Versammlungen mit insgesamt circa 9.800 Teilnehmern vor Ort. In Nürnberg versammelten sich gut 5.500 Menschen, um gegen die Corona-Maßnahmen zu protestieren.
In Sachsen zählten die Behörden rund 39.648 sogenannte Spaziergänger auf 206 Versammlungen. 65 davon waren angemeldet, in 141 Fällen protestierten die Teilnehmer ohne vorherige offizielle Anmeldung.
In Brandenburg waren dem Polizeipräsidium in Potsdam 95 Versammlungen bekannt, zu denen rund 25.000 Demonstranten kamen. Die größte Teilnehmerzahl verzeichnete die Polizei mit etwa 2.500 Teilnehmern in Cottbus. „Auch am gestrigen Montag sind die Versammlungen im Land Brandenburg insgesamt weit überwiegend friedlich verlaufen“, teilte die Polizei weiter mit.
In Thüringen beteiligten sich nach Auskunft der Landespolizeidirektion Erfurt circa 22.100 Teilnehmer an 79 Versammlungen, von denen 66 nicht angemeldet waren. Schwerpunkte waren dabei die Städte Gera mit etwa 3.500 Personen, Arnstadt mit etwa 1.300 Personen, sowie Nordhausen und Gotha mit je 1.100 Personen.
Die meisten Demos friedlich und störungsfrei
In Mecklenburg-Vorpommern gab es laut Innenministerium am Montag insgesamt 45 Versammlungen. Dabei zählte die Polizei etwa 14.500 Teilnehmer, darunter 3.000 in Rostock und 2.400 in Schwerin.
In Sachsen-Anhalt waren es laut Innenministerium 16.700 Menschen bei 59 Versammlungen, die sich gegen die Eindämmungsmaßnahmen richteten.
In Niedersachsen nahmen 11.550 Personen an 168 Versammlungen (davon 23 angemeldete) teil. Der überwiegende Teil der Aktionen verlief friedlich und störungsfrei.
In Schleswig-Holstein kamen laut Polizei 8.000 Spaziergänger an 67 Orte zusammen. Die größte Demo fand mit 1.600 Teilnehmern in Lübeck statt.
In Rheinland-Pfalz waren es landesweit laut Innenministerium 9.000 sogenannte Spaziergänger auf 85 Versammlungen.
In Bremen und Hamburg folgten 350 und 900 Bürger den Aufrufen zum Protest. In Hamburg gab es insgesamt elf Veranstaltungen.
Keine Zahlen für Hessen
Anders in der Hauptstadt: Hier waren am Montag deutlich mehr Menschen gekommen als in der Vergangenheit. Nach Angaben des Polizeipräsidiums Berlin nahmen an den mehr als 30 Aufrufen im gesamten Stadtgebiet insgesamt 6.500 Personen teil. Allerdings zählten dazu auch mehrere Gegendemonstrationen mit einigen hundert Teilnehmern.
Für das Saarland verbucht das Landespolizeipräsidium 1.300 Anti-Corona-Demonstranten.
In Nordrhein-Westfalen registrierte das Innenministerium 197 Versammlungen mit 34.000 Teilnehmern. Dazu zählten allerdings auch mehrere Gegen-Demonstranten. Zu angemeldeten Gegenveranstaltungen kamen 5.000 Teilnehmer.
In Hessen lieferten die zuständigen Behörden trotz mehrfacher Nachfrage keine Zahlen zu den Protesten und Spaziergängen, auch wenn dort an vielen Orten und in vielen Städten ebenfalls zahlreiche Menschen gegen die Pandemie-Bestimmungen auf die Straße gingen.