BONN. Laut Bundesnetzagentur hat der Gasverbrauch in der vergangenen Woche 14,5 Prozent über dem Durchschnitt der vergangenen vier Jahre im September gelegen. Offenbar heizen die Deutschen aufgrund des kühlen Wetters entgegen aller politischen Appelle ihre Wohnungen. Das hat Behörden-Chef Klaus Müller zu einer heftigen Drohung gegen die Privathaushalte veranlaßt.
Der ehemalige Grünen-Politiker sagte der FAZ: „Unabhängig davon, wie das Wetter wird: Wir brauchen über alle Bereiche hinweg Einsparungen von mindestens 20 Prozent.“ Andernfalls werde Deutschland nicht ohne Gasmangel über den Winter kommen.
„Mit den Verbrauchszahlen, die wir zuletzt gesehen haben, sehe ich das nicht. Darum werden wir im privaten Bereich nachjustieren müssen“, forderte Müller und meinte damit die privaten Haushalte. Dazu gehöre aus seiner Sicht auch die Preisgestaltung. Im Klartext: Der Netzagentur-Chef will die Gaspreise weiter erhöhen, sollten die Deutschen nicht in kalten Wohnungen sitzen wollen. Bereits im Juni hatte Müller bezüglich der Gaspreise angekündigt: „Da werden Schockwellen durchs Land gehen.“
Netzagentur-Chef Müller: Heizen gefährdet Arbeitsplätze
Hauptproblem sei, daß sich die Industrie auf eine Gasrationierung einstellen müsse, wenn die Privatleute zu viel heizten. Damit seien Arbeitsplätze gefährdet. Offenbar haben die Deutschen jedoch sehr lange gewartet, bis sie die Heizungen anwarfen. Denn ein Großteil des Verbrauchs geht auf diese Woche zurück. Da stieg dieser gegenüber der Vorwoche plötzlich um mehr als die Hälfte an.
Müller mahnte die Bundesregierung, keinen Gaspreisdeckel einzführen: „Meine Botschaft kann in dieser Lage nur sein: Liebe Politik, die Lenkungswirkung der Preise darf nicht aus den Augen verloren werden.“ Ganz offensichtlich sei bei vielen Menschen noch nicht angekommen, „wie teuer ihr Gasverbrauch wirklich ist und welche Konsequenzen der eigene hohe Verbrauch für Unternehmen und Arbeitsplätze haben kann“.
40 Prozent des Gasverbrauchs in Deutschland entfallen auf private Haushalte und kleine Gewerbekunden. Auch ein Friseur möchte nicht, daß seine Kunden im Salon frieren. Dafür hat Müller, früherer schleswig-holsteinischer Umweltminister, kein Verständnis. Es müsse Gas gespart werden, „auch wenn es zum Winter hin noch kälter wird. Da wird es auf jeden Einzelnen ankommen.“ Müller will nun ab sofort jede Woche Verbrauchszahlen für die privaten Haushalte vorlegen. Sie sollen künftig jede Woche aktualisiert werden.
Sollten die Deutschen weiterhin nicht bereit sein zu frieren, könnte der Netzagentur-Chef noch ungemütlicher werden. (fh)