BERLIN. Vor der heutigen Abstimmung über das Infektionsschutzgesetz im Bundesrat haben Immunologen, Krankenhaushygieniker, Ärzte und Epidemiologen einen Strategiewechsel in der Corona-Politik gefordert. Denn in Deutschland gebe es bereits eine „breite Immunität in der Bevölkerung“.
Die Experten aus allen medizinischen Wissenschaftsrichtungen fordern in einem offenen Brief, aus dem die Welt zitiert, „keine anlaßlosen Routinetestungen und Maskenpflicht in Schulen“. Außerdem solle die einrichtungsbezogene Impfpflicht aufgehoben und die „Kommunikation des Strategiewechsels der sich ändernden Pandemiesituation angepaßt“ werden. Bedienstete im Gesundheitswesen müssen gegen Corona geimpft sein. Doch bisher sind besonders viele Geimpfte erkrankt.
Scharfe Kritik an Lauterbachs Corona-Panikmache
Zu den Unterzeichnern des Briefes gehören auch der Charité-Immunologe Andreas Radbruch, der Epidemiologe Klaus Stöhr, der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, sowie der Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene (DGKH), Peter Walger.
Besonders scharfe Kritik üben sie an Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Dessen Kommunikation zur Pandemie sei „erratisch, sprunghaft und Angst erzeugend“. Außerdem führe sie dazu, daß „irrationale Infektionsängste, Depressionen und inadäquate soziale Rückzugstendenzen fortbestehen“. Lauterbach verstärke mit seiner Panikmache auch „eine oppositionelle Grundstimmung in Teilen der Bevölkerung mit zum Teil aggressiver Ablehnung jeglichen staatlichen Infektionsschutzes und einer Zunahme von Impfgegnerschaft“.
Andere Länder erklären Corona für beendet
Die Experten verweisen auf andere Länder, die bereits erfolgreich umgeschwenkt seien. „Großbritannien, Dänemark, die Niederlande und die Schweiz haben angesichts der Immunitätslage und der stattgehabten massenhaften natürlichen Infektionen durch die hochinfektiösen, aber nur wenig schwere Erkrankungen verursachenden Omikron-Varianten das Ende der Pandemie erklärt“, schreiben die Experten.
Deutschland dagegen hänge in der Anfangsphase der Pandemie fest. Dabei brauche, so Walger, „ein großer Teil der Bevölkerung keine Angst mehr vor der Infektion zu haben – und das muß kommuniziert werden“. (fh)