BERLIN. Aus Sorge vor Gasmangel und ausfallenden Heizungen haben sich elf Prozent der Deutschen einen Heizlüfter angeschafft. Das ergab jetzt eine repräsentative Umfrage von Yougov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur. Das heißt im Umkehrschluß: Die überwältigende Mehrheit besitzt kein solches Gerät. Wie kann es dennoch sein, daß Heizlüfter einen Blackout verursachen sollen?
Seit Wochen warnen Politiker die Bürger davor, ihre Wohnungen mit Strom zu wärmen, sollten die Heizungen ausfallen. Dies könnte einen Blackout verursachen. Doch jetzt kommt heraus, nur wenige Menschen wären dazu überhaupt in der Lage, weil sie ein solches Gerät besitzen. Die Mehrheit harrt schlicht der Dinge, die der Winter ihnen bringen wird.
Städtebund warnt vor Heizlüftern
„Die Gefahr eines Blackouts ist gegeben“, sagte zuletzt auch der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebundes, Gerd Landsberg der Welt am Sonntag. Er warnte vor der Gefahr einer „Überlastung des Stromnetzes – etwa, wenn die 650.000 in diesem Jahr verkauften Heizlüfter ans Netz gehen, sollte die Gasversorgung ausfallen“. Dies sei ein realistisches Szenario, so der Chef des Spitzenverbandes.
Doch kann das stimmen? Die Geräte gibt es in einer Spannbreite von 250 bis 3000 Watt. Üblich sind nicht mehr als 2000 Watt. Heißt: Schaltet jemand einen Heizlüfter über zehn Stunden ein, verbraucht er maximal 20 Kilowattstunden zusätzlich – eine absolut vernachlässigbare Größe. Zum Vergleich: Waschmaschine und Wasserkocher verbrauchen in der Regel 3000 Watt. Und ein Elektroauto verbraucht 15 Kilowattstunden auf 100 Kilometer. Doch davon, die Akkus dieser Wagen im Winter aufzuladen, hat bisher noch kein Politiker abgeraten. Im Gegenteil: E-Autos gelten als Wundermittel im Kampf gegen den Klimawandel.
Vor Stromausfällen warnen Verbände und Experten schon seit Monaten und Jahren – sie machten bis zum Ukraine-Krieg die Energiewende für die Gefahr verantwortlich. Immer mehr Atomkraftwerke ließ die Regierung im Laufe der Jahre abschalten; zum Jahresende sollen die letzten drei vom Netz gehen. Auch der Kohleausstieg wird forciert. Gerade im Winter liefern Sonne und Wind zu wenig Energie. Hier könnte die eigentliche Ursache für das Blackout-Risiko liegen. (fh)