In einer Kneipe in Serbien lallt ein betrunkener Roma Folterphantasien ins Internet. Die Folge: Einen Tag später fällt ein mordender Mob am helllichten Tag in Köln auf offener Straße über den Bruder des Besoffenen her. Ein Video, daß in einem Mordprozeß vor dem Landgericht Köln gezeigt wurde, dokumentiert den Haß, der sich mitten in Deutschland Bahn bricht.
Die Bluttat ereignete sich am 10. März im Kölner Stadtteil Höhenberg. Senad H. (37) fährt langsam mit seinem Smart über die Bamberger Straße, er will abbiegen. Plötzlich wird der Kleinwagen von einer 30köpfigen Horde Männer umringt. Einer greift durch die Beifahrerfenster und zieht den Schlüssel aus dem Zündschloß. Der Rest des Mobs reißt den 37jährigen aus dem Fahrzeug. Sie schlagen und treten ihn, 17mal stechen sie auf den Wehrlosen ein, einer der Täter schlägt mehrfach mit dem Hammer zu. Dann türmen die Angreifer.
Trotz Notarzt, Klinik und mehrfachen Notoperationen stirbt das Opfer zwei Wochen später in der Klinik. Die Polizei sichert Videoaufnahmen, kann so einige der Täter identifizieren, vier werden verhaftet. Einer von ihnen ist Halil H. Gegen den 31 Jahre alten Mann wird seit dem 23. November wegen gemeinschaftlichen Mordes vor dem Landgericht verhandelt. Die Staatsanwaltschaft ist sich sicher, daß der Grund für die Lynchaktion der Roma das Video des Bruders des Opfers war.
Ermittler vermuten Lynchmob nun im Ausland
Einen Tag zuvor hatte der ein Video in dem er seinen Folter -und Mordphantasien gegen eine verfeindete Roma-Familie singend und lallend ins Netz gestellt, berichtete die Bild-Zeitung. Er hantiert darin mit einer Schußwaffe vor der Kamera. Dann hackt er mit einem Beil imaginäre Hände ab und soll sich beleidigend über Verstorbene der Familie von Halil H. geäußert haben.
„Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, mit seiner Familie beschlossen zu haben, den Geschädigten allein aufgrund seiner Familienzugehörigkeit zu töten“, sagte im Vorfeld des Prozesses eine Sprecherin des Landgerichts gegenüber dem Express. „Hieran sollten sich alle Mitglieder der Großfamilie des Angeklagten beteiligen.“ Nach weiteren Tätern fahndet die Polizei mit internationalen Haftbefehlen. Die Ermittler vermuten, daß sich der Lynchmob ins Ausland abgesetzt hat. (mec)