HANNOVER. Die Zahl der Abschiebungen aus Niedersachsen ist im vergangenen Jahr fast um die Hälfte zurückgegangen. Bis Ende November führten die Behörden 550 illegale Ausländer zurück, teilte das Innenministerium in Hannover auf Nachfrage der Nachrichtenagentur dpa mit. Im selben Zeitraum 2019 waren noch mehr als eintausend Asylsuchende abgeschoben worden.
Der Vollzug der Rückführungen sei wegen der Corona-Pandemie „nahezu vollständig zum Erliegen“ gekommen, erklärte das Ministerium. Es würden aber weiterhin Abschiebungen vorbereitet und wenn möglich auch durchgeführt. Die Zahlen aus dem Jahr 2018 belegen jedoch, daß die Abschiebungen bereits vor der Coronakrise weniger wurden. Damals hatte es noch rund 1.450 Rückführungen gegeben, zwei Jahre zuvor fast 2.000.
Auch Dutzende Dublin-Fälle dabei
Häufigstes Zielland war in all den Jahren Albanien. Am zweithäufigsten wurden 2020 Personen nach Frankreich, gefolgt von Polen, Serbien, Montenegro und Georgien abgeschoben. Beim Großteil der nach Frankreich abgeschobenen Ausländer handelt es sich um sogenannte Dublin-Fälle. Die EU-Verordnung sieht vor, daß jenes Land für einen Asylbewerber zuständig ist, in dem dieser zuerst europäischen Boden betreten hat. Deutschlandweit geht die Zahl der Abschiebungen seit Jahren zurück.
Auch die Zahl der Asylanträge ging 2020 zurück. Wie das Bundesinnenministerium am Sonntag mitgeteilt hatte, wurden im vergangen Jahr 76.061 grenzüberschreitende, neue Asylanträge gestellt, was einem Rückgang von 31,5 Prozent entspricht. Hinzu kamen mehr als 6.500 Gesuche für in Deutschland geborenen Kindern. (ls)