MÜNCHEN. Im Prozeß um mehrere Anschläge auf türkische Geschäfte im oberbayerischen Waldkraiburg hat ein kurdischstämmiger Mann am Dienstag die Tat vor Gericht gestanden. Er habe jahrelang Propagandavideos der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) geschaut und sich dadurch „unterbewußt radikalisiert“, sagte der 26 Jahre alte deutsche Staatsbürger laut der Deutschen Presse-Agentur (dpa) vor dem Oberlandesgericht München.
Er bereue die Taten sehr. „Das war einfach so ein Tunnelblick.“ In der Untersuchungshaft sei ihm aufgefallen, „daß die Welt bunt ist und es nicht nur immer ums Schlachten geht und ums Kämpfen“. Als eine Vertreterin der Anklage die Vorwürfe vortrug, antwortete er demnach: „Das stimmt alles, was die vorgelesen hat.“
Laut Bundesanwaltschaft hatte der Mann im vergangenen Jahr mehrere Anschläge auf türkische Läden im einwanderergeprägten Waldkraiburg verübt. Unter anderem geht es um versuchten Mord in 31 Fällen, schwere Brandstiftung und die Vorbereitung einer schweren, staatsgefährdenden Gewalttat. Die Anklage wirft ihm zudem vor, sich dem IS angeschlossen zu haben.
Verteidigung geht von verminderter Schuldfähigkeit aus
Sein Verteidiger wies der dpa zufolge darauf hin, daß der 26jährige womöglich psychisch krank sei. „Wir gehen selbst nicht von einer Schuldunfähigkeit, aber von einer verminderten Schuldfähigkeit aus“, sagte sein Anwalt Christian Gerber. Auch das Gericht erkärte zu Beginn des Prozesses, daß eine mögliche psychische Erkrankung des Angeklagten und die Unterbringung in einer Klinik möglich sei.
Im vergangenen Frühjahr hatte es zunächst mehrere Angriffe auf türkische Geschäfte gegeben. In einem Gemüseladen soll der Verdächtige ein Feuer gelegt haben, durch das sechs Personen verletzt wurden. Bei der Durchsuchung der Wohnung des kurdischstämmigen Mannes fanden die Ermittler Rohrbomben, Schwarzpulver, Phosphor und andere verschiedene Stoffe, sowie eine Waffe mit Munition. (ls)