Diversität wird dieser Tage besonders bei den Öffentlich-Rechtlichen großgeschrieben. Wer mit den eigenen Augen und finanziert durch die eigenen Rundfunkgebühren sehen will, wie dies umgesetzt wird, der kann die Sendung „Five Souls“ vom Südwestdeutsche Rundfunk (SWR) einschalten.
In diese „bunte“ Sendung laden die drei Gastgeberinnen Natasha Kimberly, Hadnet Tesfai und Thelma Buabeng zu jeder Folge zwei Gäste ein. Die Sendung greift nach eigenen Angaben „relevante Themen aus dem Beziehungskosmos auf und setzt diese humoristisch um, ohne dabei die Ernsthaftigkeit zu verlieren“.
Was unter humoristischer Ernsthaftigkeit zu verstehen ist, bewies die Sendung mit der Einladung von Feyza-Yasmin Ayhan. Die Frau ist bekannt als Poetry-Slamerin unter ihrem Künstlernamen Yasmin Poesy. 2015 trat sie in der Berliner Dar as-Salam-Moschee auf einer Veranstaltung der „Deutschen Jugend für Palästina“ (DJP) auf und legte einen Auftritt hin, der als israelbezogener Antisemitismus gewertet werden muß. Die „Neuköllner Begegnungsstätte“, zu der die Moschee gehört, wurde im Berliner Verfassungsschutzbericht erwähnt.
Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.
Der Redaktion muß bekannt gewesen sein, wen man sich da in die Sendung holt – zumindest wenn man den Namen Ayhan etwa bei Google sucht. Es ist auch fragwürdig, zu welchem relevanten Thema Frau Feyza-Yasmin Ayhan „humoristisch“ in der Sendung Stellung hätte beziehen sollen.
Die Journalistin Zara Riffler berichtete auf Tichys Einblick über Ayhans weiterhin im Netz aufrufbaren Auftritt und ihre Einladung in die SWR-Sendung. Während sich der SWR von der Person Ayhan und ihren offen antisemitischen und israelfeindlichen Äußerungen nicht distanzieren will, sieht sich die Journalistin einer Hetzkampagne durch Ayhans Management ausgesetzt – und das ausgerechnet am Donnerstag, am Holocaust-Gedenktag in Israel.
Schwere Beleidigung und Antisemitismus-Verharmlosung
Aus dem Umfeld Ayhans werden derweil Riffler Beleidigungen wie „Die Frau hat offensichtlich eine geistige Behinderung“ und die Betitelung als „Nazi“ an den Kopf geworfen. Auch über ihre Familie wird auf niedrigstem Niveau hergezogen. Natürlich darf die übliche Verharmlosung von Antisemitismus mit Israelkritik seitens Ayhans Management nicht fehlen.
Ausgerechnet heute, Holocaust-Gedenktag, versucht das Management Ayhans eine Hetzaktion gegen mich zu starten. Ayhan schreibt ich hätte eine „geistige Behinderung“. Werde u.a. als Nazi beschimpft. „Jegliche Kritik an Israel“ hätte nichts mit Antisemitismus zu tun. @TichysEinblick https://t.co/fesWIGCGzI pic.twitter.com/RfKzY1lRcl
— Zara Riffler🗽 (@ZaraRiffler) April 8, 2021
Eine Anhängerin Ayhans drohte Riffler offen auf Instagram und verlinkte die Autorin sichtbar für alle. Daraufhin reagierte Ayhan selbst und lies über diese Drohung das Lied „Long live Palestine“ des Rappers „Lowkey“ spielen. Dieser ist für seine Vergleiche von Zombies mit Zionisten bekannt.
„Einen Hetzaufruf von Frau Ayhans Management und ihr selbst gegen mich als Journalistin konnte meiner Ansicht nach nur stattfinden, weil der SWR sich nicht öffentlich von Frau Ayhan distanziert hat. Der SWR hat damit diesen Personen eine gewisse Macht überlassen“, sagte Riffler im Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT.
„Dadurch, daß, – soweit ich weiß – keine öffentliche Stellungnahme und Richtigstellung zu dieser Sendung mit Ayhan erfolgte, konnten diese Personen sich anscheinend bestärkt fühlen, israelbezogenen Antisemitismus als Israelkritik zu erklären. Der SWR schweigt das aus.“
Der Trailer ihrer neuen Sendung mit Yasmin Ayhan sei immer noch online. „Man wirbt also immer noch mit ihr für das neue Format, das das Ziel hätte, so teilte man es mir jedenfalls mit, Werte der offenen Gesellschaft zu verteidigen.“
In der Sendung zu Gast waren auch der Journalist Malcom Ohanwe und die Kabarettistin Jasmina Kuhnke, die beide immer wieder mit kontroversen Aussagen für Aufmerksamkeit und Schlagzeilen sorgen.
SWR habe YouTube-Video erst danach gesehen
Der SWR teilte auf Nachfrage der JF mit, bei der Auswahl der Gäste folge die Redaktion „klaren redaktionellen Guidelines. Dazu gehört auch, sich ein klares Bild von den weltanschaulichen Positionen der Gäste zu machen.“ Das YouTube-Video mit dem Auftritt Ayhans sei der Redaktion erst nach Ausstrahlung der Sendung aufgefallen. Angesprochen auf die Frage, ob sich der Sender auch für die Attacken auf Riffler mitverantwortlich fühle, sagte eine Sprecherin:
„Der SWR und das Team von ‘Five Souls’ fühlen sich den Werten der offenen Gesellschaft verpflichtet und distanzieren sich von allen Äußerungen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit, insbesondere antisemitischen und rassistischen. Ziel der Talkshow ‘Five Souls’ ist es, diese ethischen Werte auf unterhaltsame Art aus vielfältigen Perspektiven zu verteidigen.“