BERLIN. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir hat die Entscheidung seiner Partei, ihn mit dem Posten des Landwirtschaftsministers zu betrauen, als wichtiges Signal gewertet. Er sei ein Kind türkischer Gastarbeiter und trage daher eine besondere Verantwortung, seine Arbeit gut zu machen, sagte er am Sonntag dem Deutschlandfunk.
In einer Zuschrift habe ihm jemand geschrieben. „Du kommst jetzt dahin, wo noch keiner von uns war.“ Das bedeute ihm viel. Von seinem Vater habe er gelernt, als Kind von Migranten unter besonderem Druck zu stehen, eine gute Leistung zu erbringen. Fehler würden ihm stärker zur Last gelegt als seinen deutschen Parteikollegen, die ebenfalls Ministerien übernehmen.
Der designierte Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) hatte sich nach Kritik aus den eigenen Reihen am Samstag hinter die Postenvergabe an Özdemir gestellt. Der linke Flügel seiner Partei wehrt sich gegen die Entscheidung für den „Realo“.
Habeck: Özdemir ist Aushängeschild für die Grünen
Özdemir besetze als Kind türkischer Einwanderer das „deutscheste Ressort überhaupt“ und sei damit ein Aushängeschild der Grünen, lobte Habeck. Er bringe unterschiedliche Interessen zusammen und habe bei seiner politischen Karriere stets an einem Kompromiß zwischen Ökologie und Ökonomie gearbeitet. In der Landwirtschaft sei es sehr wichtig, diese beiden Faktoren zu berücksichtigen.
Özdemir hat unterdessen angekündigt, strikte Auflagen für die Fleischindustrie einzuführen. „Wer Fleisch essen will, kann das gerne tun. Wer Fleisch produziert, darf das auch tun, aber unter Berücksichtigung des Tierwohls, des Klimaschutzes und nicht zulasten unserer Umwelt“, sagte er der Stuttgarter Zeitung. (zit)