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Landwirtschaftsminister: Özdemir eckt mit Forderung nach teureren Lebensmitteln an

Landwirtschaftsminister: Özdemir eckt mit Forderung nach teureren Lebensmitteln an

Landwirtschaftsminister: Özdemir eckt mit Forderung nach teureren Lebensmitteln an

Özdemir Landwirtschaft
Özdemir Landwirtschaft
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) Foto: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld
Landwirtschaftsminister
 

Özdemir eckt mit Forderung nach teureren Lebensmitteln an

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) will billigen Lebensmitteln den Kampf ansagen und fordert mehr Bio-Produkte aus der Region. Außerdem sollten Kinder vor Werbung für Chips und Süßigkeiten geschützt werden. Seine Pläne stoßen allerdings nicht überall auf Begeisterung.
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BERLIN. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özedemir (Grüne) ist mit seinem Vorstoß nach höheren Lebensmittelpreisen auf deutliche Kritik gestoßen. „Die Bauern brauchen nicht mehr Verbote und Auflagen, sondern faire Erlöse“, sagte die bayerische Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) nach einem Bericht der Welt. „Die Ampel schwankt zwischen Verboten der Grünen und maximaler Marktliberalisierung der FDP. Aber der Markt hat schon bisher zu immer größeren Betrieben geführt. Unsere Bauernfamilien sind Teil der Lösung, nicht das Problem.“

Die stellvertretende FDP-Fraktionsvorsitzende Carina Konrad schrieb auf Twitter, Produktionsmittel seien so teuer wie nie. „Umso wichtiger sind verlässliche Rahmenbedingungen, damit Landwirtschaft Zukunft hat.“

Der stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion, Steffen Bilger (CDU), mahnte: „Wir werden jedenfalls sehr genau auf die sozialen Auswirkungen achten, denn nicht jeder kann sich Bio-Produkte leisten.“ Es drohe die Gefahr, daß bei Özdemirs Plänen billigere Lebensmittel aus dem Ausland importiert würden. Stattdessen solle man aber die Wertschöpfung in den eignen Regionen stärken.

Özdemit hatte in der Bild am Sonntag über zu billige Lebensmittel geklagt. „Lebensmittel dürfen kein Luxusgut werden. Doch der Preis muß die ökologische Wahrheit stärker ausdrücken. Es gibt drei wichtige Ziele: ein sicheres und gutes Einkommen für unsere Bauern, gesundes Essen für uns alle sowie mehr Tierwohl, Klima- und Umweltschutz.“

Werbung soll reglementiert werde

Die Vorgängerregierungen hätten in der Landwirtschaftspolitik 16 Jahre blockiert und verschleppt. Sein Versprechen hingegen laute: „Ab jetzt wird geliefert. Ab jetzt ist das Wort des Bundeslandwirtschaftsministers eines, das ernst gemeint ist.“ So brauche es zum Beispiel entsprechende Kontrollen in Schlachthöfen und Landwirtschaftsbetrieben. „Wir wollen die Rechtsgrundlage für eine kameragestützte Überwachung in großen Schlachthöfen schaffen, damit wir wissen, was da passiert.“

Die Deutschen ernährten sich insgesamt zu ungesund, kritisierte der Grünen-Politiker, der selbst Vegetarier ist. Über die Hälfte der Erwachsenen seien übergewichtig. „Besonders erschreckt mich, daß bereits Jugendliche an Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck oder Diabetes leiden. Der Grund dafür sind zu viel Zucker, Fett und Salz, vor allem in Fertigprodukten. Die Politik hat zu lange versucht, die Industrie mit freiwilligen Selbstverpflichtungen zur Reduktion dieser Inhaltsstoffe zu bewegen. Damit ist jetzt Schluß. Mit mir wird es verbindliche Reduktionsziele geben. Außerdem darf es Werbung für ungesunde Lebensmittel wie Süßigkeiten, Limonaden und Chips, die sich an Kinder richtet, nicht mehr geben.“

Viele Bauern seien längst bereit, ökologische Landwirtschaft zu betreiben. Doch noch mangle es an der Nachfrage für solche Produkte. Hier müsse der Staat einspringen. So solle beispielsweise die Verpflegung in öffentlichen Einrichtungen auf regional und bio umgestellt werden.

Keine Ramschpreise mehr

„Ich will, daß wir in Deutschland unsere tollen Lebensmittel genauso wertschätzen wie unsere tollen Autos. Manchmal habe ich das Gefühl, ein gutes Motoröl ist uns wichtiger als ein gutes Salatöl. Ich will mehr Wertschätzung für unsere Bäuerinnen und Bauern. Es darf keine Ramschpreise für Lebensmittel mehr geben, sie treiben Bauernhöfe in den Ruin, verhindern mehr Tierwohl, befördern das Artensterben und belasten das Klima. Das will ich ändern.“

Der Geschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, reagierte verhalten auf Özdemirs Pläne. Er habe nicht gegen angemessene Fleischpreise bei strengen Tierwohlauflagen, schrieb Schneider auf Twitter. Aber dann müßten auch die Regelsätze bei Hartz IV angepaßt werden.

(krk)

 

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) Foto: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld
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