BERLIN. Die Mehrzahl der Deutschen hat wenig oder kein Vertrauen in die Europäische Union (EU). Mehr als zwei Drittel (67 Prozent) geben an, ein „nicht so großes, kaum oder gar kein Vertrauen“ in die EU zu haben, ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Allensbach im Auftrag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. 26 Prozent sagten hingegen, sie hätten großes oder sehr großes Vertrauen in den Staatenverbund.
Damit legte das Mißtrauen deutlich zu. 2017 hatte mit 48 Prozent weniger als die Hälfte der Deutschen der EU skeptisch gegenübergestanden. Lediglich 2011, auf dem Höhepunkt der Staatsschuldenkrise, war der Wert um einen Prozentpunkt höher als jetzt.
Vor allem das Vertrauen in die Europäische Kommission sank im Vergleich zu 2018 signifikant. Aktuell sagte etwas über ein Fünftel der Befragten, sie hätten „ziemlich viel“ oder „sehr viel“ Vertrauen in die Behörde. Laut Allensbach schlage sich die Unzufriedenheit mit der Impfstoffbeschaffung in der Corona-Pandemie in der Umfrage nieder. So antworteten auf die Frage „Haben Sie von Ursula von der Leyen alles in allem eine gute oder keine gute Meinung?“ lediglich 15 Prozent, sie hätten eine gute Meinung von der CDU-Politikerin, 53 Prozent hatten hingegen „keine gute Meinung“.
Vertrauen in Bundesregierung wächst
Dennoch sieht ein Drittel der Befragten (34 Prozent) mehr Vorteile in der EU-Mitgliedschaft Deutschlands als umgekehrt (24 Prozent). Knapp ein weiteres Drittel meint, die Vor- und Nachteile glichen sich aus. In der Corona-Pandemie hat die EU-Mitgliedschaft Deutschlands laut einer Mehrheit (46 Prozent) allerdings mehr Nachteile als Vorteile (acht Prozent) gebracht.
Dem gegenüber wuchs das Vertrauen in die wichtigsten nationalen Institutionen. So stieg der Wert im Zusammenhang mit der Bundesregierung von 38 auf 50 Prozent. Am meisten Vertrauen bringen die Befragten dem Grundgesetz und dem Bundesverfassungsgericht entgegen. Jeweils mehr als 80 Prozent sagen, sie hätten „ziemlich viel“ oder „sehr viel“ Vertrauen darin. (ls)