BERLIN. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich für eine vorsichtige Strategie beim Zurückfahren des Corona-Lockdowns ausgesprochen. Öffnungsschritte müßten mit vermehrten Tests einhergehen, sagte Merkel laut Nachrichtenagentur dpa nach Angaben von Teilnehmern in einer Online-Sitzung des CDU-Präsidiums. Sie verstehe aber, daß die Sehnsucht der Bürger nach einer Öffnungsstrategie groß sei.
Merkel erläuterte demnach auch, in welchen Bereichen Lockerungen denkbar wären. Das betreffe die persönlichen Kontakte, zum zweiten die Schulen und Berufsschulen sowie als drittes Sportgruppen, Restaurants und Kultur. Ziel sei es, Pakete zu schnüren, um Öffnungen möglich zu machen und dann anzupassen.
Dem Bericht nach solle Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) gemeinsam mit den Leitern der Staatskanzleien der Länder eine Arbeitsgruppe bilden, um Strategien zur stufenweisen Öffnung zu beraten. Konkretere Szenarien sollen dann beim nächsten Bund-Länder-Gipfel am 3. März vorgestellt werden.
Kretschmann: „Ich hör immer öffnen, öffnen, öffnen“
Bislang hatte sich Merkel stets ablehnend zur Diskussion über eine Lockerung der Corona-Beschränkungen geäußert. Im vergangenen Frühjahr prägte sie hierfür unter anderem den Begriff der „Öffnungsdiskussionssorgien“.
Erst vor kurzem hatte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) für Empörung gesorgt, als er wenig Verständnis für den Wunsch nach Lockerungen zeigte. So sagte er bei einer Diskussion mit dem baden-württembergischen Landesverband des Wirtschaftsrats der CDU in der vergangenen Woche: „Ich hör natürlich immer öffnen, öffnen, öffnen.“
Und weiter: „Ich möchte mal einen erleben, der mal sagt, jetzt machen Sie mal ein bißchen was schärfer. Das hör ich nie!“ Die Regierung habe die Geschäfte nicht aus „autoritären Gelüsten“ geschlossen, sondern weil die Pandemie dies notwendig gemacht habe. Eine dritte Welle, die noch schlimmer sei als die zweite, könne nicht im Interesse der Wirtschaft sein. „Dann machen wir einen richtigen Lockdown – den gab es bisher ja gar nicht“, drohte Kretschmann. (krk)