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Situation der AfD: Die Partei der Parias

Situation der AfD: Die Partei der Parias

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Zerstörtes AfD-Plakat: Die Partei wird in die Rolle des Ausgegrenzten gedrängt Foto: picture alliance / ZB | Z6944 Sascha Steinach
Zerstörtes AfD-Plakat: Die Partei wird in die Rolle des Ausgegrenzten gedrängt Foto: picture alliance / ZB | Z6944 Sascha Steinach
Zerstörtes AfD-Plakat: Die Partei wird in die Rolle des Ausgegrenzten gedrängt Foto: picture alliance / ZB | Z6944 Sascha Steinach
Situation der AfD
 

Die Partei der Parias

Die AfD ist nach wie vor in der Situation des Parias, des „Unberührbaren“. Dabei verkennen politische Beobachter zu gern, daß die Partei dieses Schicksal nicht selbst gewählt hat. Wie bei den indischen Namensgebern drängen äußere Umstände und Akteure sie in diese Position. Eine Replik von Karlheinz Weißmann.
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„Unberührbare AfD“ – unter diesem Titel hat Justus Bender in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung am 3. Oktober einen Kommentar veröffentlicht. Darin geht es um die ausweglose Position, in die sich die Alternative für Deutschland nach Benders Meinung manövriert hat. Das sei in erster Linie der Zerstrittenheit der Parteispitze zu verdanken, in zweiter dem Liebäugeln mit dem, was Bender für „rechtsextremistische“ Positionen hält, und schließlich der Fehleinschätzung des Wählerpotentials, das die AfD mobilisieren kann.

Da sieht Bender weder in Richtung auf die Nichtwähler noch die Wähler der Altparteien irgendwelche Möglichkeiten. Die Parteiführer könnten es „drehen und wenden, wie sie wollen, Hoffnung gibt es wenig“. Komme keine neue Extremlage nach dem Muster der sogenannten Eurorettung oder der sogenannten Flüchtlingskrise, sei für die AfD die Grenze des Wachstums erreicht, bleibe sie auf die zehn Prozent der Unbelehrbaren beschränkt.

Das, was Bender vorträgt, ist weder neu noch originell. Mancher Einschätzung mag man zustimmen und selbst den penetranten Ton der Genugtuung verzeihlich finden. Aber entlarvend ist die Bezeichnung der AfD als „die Unberührbare“. Denn „Unberührbare“ – Parias – nennt man bis heute die Kastenlosen, deren Angehörige (formale Gleichberechtigung hin oder her) durch ihre Geburt auf ein elendes Leben am Rande der Gesellschaft festgelegt sind. Es spricht viel für die Annahme, daß ihre Ausgrenzung eine Folge der gewaltsamen Unterwerfung des Subkontinents durch die Arier im 3. Jahrtausend vor Christus ist.

Paria-Existenz ist nicht selbstverschuldet

Die Herren zementierten ihre Macht, indem sie die Bevölkerung in streng abgeschlossene und geschichtete soziale Gruppen einteilten, mit denen verglichen die Stände des europäischen Mittelalters durchlässige Gebilde einer offenen Gesellschaft waren. Legitimiert wurde das Ganze auf religiöse Weise durch die oberste Kaste der Priester einerseits, die Monopolisierung der Gewaltmittel durch die zweite Kaste der Fürsten und Krieger andererseits.

Wenn Bender von der AfD als der Unberührbaren spricht, trifft er also durchaus etwas Richtiges, verkennt aber die Pointe der eigenen Argumentation. Denn die Existenz als Paria ist nicht selbstverschuldet – auch wenn das die Herren so sehen –, sondern zudiktiert. Genau das trifft auf die Mitglieder und Anhänger der AfD zu. Sie werden faktisch als Parias behandelt, wenn man sie weder nach den üblichen Regeln der Fairneß behandelt, noch gerechte Teilhabe einräumt. Schmähung ist an der Tagesordnung, und Attacken auf ihr Eigentum, aber auch auf Leib und Leben sind längst keine Ausnahme mehr, sondern die Regel, was die Allgemeinheit mit Achselzucken quittiert. Selbst wenn zur Tötung ihrer Repräsentanten aufgerufen wird, bleibt die sonst so leicht erregbare öffentliche Empörung stumm.

Schon der Schatten des Ausgestoßenen bringt Unheil

Zu erklären ist das einmal durch jene moralische Abstumpfung, die der permanente „Kampf gegen Rechts“ bewirkt hat, aber mehr noch durch die Zustimmung des Establishments. Das hat in den vergangenen Jahrzehnten einen Strukturwandel durchlaufen, der zu konsequenter Abschottung führte. Es entstand jener Politisch-Mediale Komplex, den man in Frankreich „la caste“ – „die Kaste“ nennt. Ihre Position verteidigt sie, indem sie jede unliebsame Konkurrenz im Keim zu ersticken sucht. Das kann auf institutionellem Wege geschehen, aber auch mittels Propaganda und Ächtung. In letztem Fall wird der als gefährlich erkannte Gegner markiert, ausgestoßen und dem sozialen Tod überantwortet.

Im selben Zug stellt man klar, daß schon der Kontakt zu ihm, wenn nicht strafbar, dann doch schädlich ist. Wer vom Nachbarn gegrüßt, von Kollegen eingeladen und im Verein wohlgelitten sein möchte, wer auf eine Karriere wertlegt oder sich von Aufträgen abhängig weiß, versteht die Warnung und meidet die Unberührbaren. Denn im Deutschland des 21. Jahrhundert genügt wie im alten Indien, daß der Schatten eines Parias auf jemanden fällt, um Unheil über ihn zu bringen. Ohne Zweifel ein archaisches Muster, – was selbstverständlich nichts gegen seine Wirksamkeit besagt.

Zerstörtes AfD-Plakat: Die Partei wird in die Rolle des Ausgegrenzten gedrängt Foto: picture alliance / ZB | Z6944 Sascha Steinach
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