BERLIN. Die scheidende Bundesregierung will in den kommenden zwei Monaten Hunderte weitere afghanische Ortskräfte, Schutzbedürftige und deren Kernfamilien nach Deutschland holen. Dabei sollen wöchentlich rund 200 Personen über Pakistan in die Bundesrepublik kommen, meldete der Spiegel unter Berufung auf eine interne Ankündigung des Bundesinnenministeriums an die beteiligten Behörden.
Die umzusiedelnden Personen stünden auf einer Liste für Ortskräfte oder einer sogenannten Menschenrechtsliste des Auswärtigen Amtes, auf der Tausende besonders Schutzbedürftige vermerkt sein sollen. Dabei handelt es sich demnach um Afghanen, die sich für die Demokratie in ihrem Land eingesetzt hätten und mit einer deutschen Organisation verbunden seien. Auch Helfer von deutschen Medienorganisationen sollen dazu zählen.
Wer auf einer der Listen stehe, bekomme in Deutschland eine bis zu drei Jahre geltende Aufenthaltserlaubnis. Eine Sicherheitsüberprüfung erfolge vor der Einreise.
Auch abgeschobene Afghanen reisen wieder ein
Wegen der chaotischen Lage vor Ort nach der Machtübernahme durch die Taliban waren im August über 5.000 Personen ohne eine entsprechen Überprüfung nach Deutschland gebracht worden. Darunter befanden sich auch bereits abgeschobenen afghanische Straftäter, denen so die Wiedereinreise gelang.
Aus vertraulichen Dokumenten des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge geht laut Spiegel hervor, daß rund die Hälfte von 2.804 darin erfaßten Personen keine Aufnahmezusage hatte. Sie durchliefen nun ein Asylverfahren in Deutschland.
Das Vordringen der Taliban nach dem Abzug der westlichen Truppen hatte für eine unübersichtliche Situation in dem Land geführt. So hatte die chaotische Evakuierung der deutschen Botschaft für massive Kritik an Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) gesorgt. Sicherheitsbehörden befürchten durch die Afghanistan-Krise auch eine wachsende Terrorgefahr in Deutschland. (ag)