Aktualisiert: AfD-Fraktion wählt Weidel und Chrupalla zu Vorsitzenden

Die neuen AfD-Bundestagsfraktionsvorsitzenden Alice Weidel und Tino Chrupalla Foto: picture alliance/dpa | Julian Stratenschulte

Aktualisiert

AfD-Fraktion wählt Weidel und Chrupalla zu Vorsitzenden

Deutschland

30. September 2021

Autor: JF-Online

13 Kommentare

Die neue AfD-Fraktion im Bundestag hat am Donnerstag ihren Vorsitz gewählt: Alice Weidel und Tino Chrupalla. Ursprünglich sollte die Wahl am Mittwoch stattfinden, doch die Sitzung verzögerte sich. Ein AfD-Abgeordneter ist zunächst nicht Mitglied der Fraktion.

BERLIN. Die Abgeordneten der neuen AfD-Fraktion im Bundestag haben die Wahlkampfspitzenkandidaten Alice Weidel und Tino Chrupalla am Donnerstag zu ihren Vorsitzenden gewählt. 50 Abgeordnete stimmten für das Duo, 25 dagegen. Weidel war bereits in der vergangenen Legislaturperiode Fraktionschefin zusammen mit Alexander Gauland, der sich nun altersbedingt nicht mehr zur Verfügung stellte.

Zunächst hatten sich die Abgeordneten darauf geeinigt, daß die Doppelspitze im Fraktionsvorstand beibehalten bleibt. Dies hatten einige von Weidels Kritikern zu verhindern versucht. Nach Informationen der JF sprachen sich 47 Abgeordnete für eine Doppelspitze aus, 29 für eine Einzelspitze. Bei der anschließenden Abstimmung über eine Einzel- oder eine Tandemwahl kam es zu einem Unentschieden, was jedoch bedeutete, daß die aktuelle Regelung nicht geändert wird und es bei einer Tandemwahl bleibt.

Stellvertretende Vorsitzende sind Sebastian Münzenmaier, Beatrix von Storch, Leif-Erik Holm, Corinna Miazga und Norbert Kleinwächter. Gauland wurde zum Ehrenvorsitzenden gewählt, allerdings ohne Stimmrecht. Ein entsprechender Antrag war gescheitert. Parlamentarische Geschäftsführer sind künftig Bernd Baumann, Stephan Brandner, Götz Frömming und Enrico Komning.

Der neue Vorstand der @AfDimBundestag. pic.twitter.com/jXvH6fSZw4

— Marcus Schmidt (@maschmi73) September 30, 2021

Die AfD im Bundestag hatte am Mittwoch eigentlich ihren neuen Fraktionsvorsitz wählen sollen. Doch die Abgeordneten diskutierten zunächst über den Ausgang der Bundestagswahl, wodurch sich die Tagesordnung änderte und die Wahl des Vorsitzes auf Donnerstag verschob.

Ein Abgeordneter wird zunächst kein Mitglied der Fraktion

Außerdem debattierte die neue AfD-Fraktion über die Aufnahme zweier neu in den Bundestag eingezogenen Abgeordneten: Matthas Helferich und Matthias Moosdorf. Zwischenzeitlich mußten die Mitarbeiter und Pressesprecher den Sitzungssaal verlassen. Helferich verzichtete schließlich freiwillig auf die Mitgliedschaft in der Fraktion. Allerdings könnte er für die nächsten sechs Monate einen Gast-Status erhalten. Bis dahin solle sein Verfahren beim Schiedsgericht in Nordrhein-Westfalen entschieden haben.

Gegen Helferich war eine Ämtersperre verhängt worden, weil er sich in Chats unter anderem als „freundliches Gesicht des NS (Nationalsozialismus, Anm. JF)“ bezeichnet haben soll. Der sächsische Cellist Moosdorf, der bis vor kurzem noch als Mitarbeiter eines AfD-Abgeordneten tätig war, wurde in die Fraktion aufgenommen. Er war in die Kritik geraten, weil er unter anderem den bisherigen Fraktionsvorsitzenden Alexander Gauland heftig kritisiert und ihm vorgeworfen hatte, radikale Ausfälle von AfD-Politikern geduldet zu haben.

Bereits vor der Fraktionssitzung hatte es Versuche gegeben, Weidel als Fraktionschefin zu verhindern. Laut Spiegel hatten sich die Abgeordneten Martin Renner und Dirk Spaniel zusammengetan, um für zwei Änderungen der Fraktionsordnung mobil zu machen: „Die Fraktionsversammlung wählt einen Fraktionsvorsitzenden.“ Außerdem sollen die Wahlen der Vorstandsmitglieder „einzeln in getrennten Wahlgängen“ erfolgen. „Gemeinsame Kandidaturen sind unzulässig.“ Nach Ansicht der Weidel-Kritiker habe sich die Spitzenkandidatin in der vergangenen Legislaturperiode lediglich deshalb auf ihrem Posten behaupten können, weil sie zusammen mit Gauland gewählt wurde. (ls/vo)

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Kommentare

Hornus sagt:

2. Oktober 2021 um 15:49 Uhr

Der leider zum großen Teil in den eigenen Reihen gezüchtete Spalt-Pilz muss endlich der Vergangenheit angehören. Die Hetze und das AFD-Bashing von Außen wird sonst immer unerträglicher.
Die AFD darf nicht über jedes vergiftete Stöckchen springen, welches ihr von der Meute hingehalten wird. Prinzipiell sollten a l l e Strömungen innerhalb der Partei ihre Heimat haben. Natürlich gibt es hier auch Grenzen – inhaltlich und personell – zu beachten, ganz klar. Ich habe manchmal den Eindruck, dass die AFD hier auch überreagiert. Das ganze Spektrum – von Meuthen bis Höcke – soll weiterhin abgebildet bleiben. Bei allen persönlichen Differenzen: Bitte, liebe AFD – seid Euch im Grunde einig – vor allem nach außen. Nur so kann es eine Zukunft geben.
JF Leser sagt:

1. Oktober 2021 um 19:15 Uhr

Ich möchte weder Herrn Meuthen, noch Herrn Chrupalla oder Frau Weidel in der Partei missen! Ich möchte, dass in der AfD auch die jeweiligen Leistungen honoriert werden. Und diese hat jede von diesen Personen erbracht! Herr Meuthen muss aufhören, die Partei ständig medial schlechtzureden und gleichzeitig viel sichtbarer in inhaltlicher Weise werden. Wenn die beiden Spitzenkandidaten nun den Fraktionsvorsitz übernehmen: mir recht. Wenn dann aber die Bundesspitze und einige medial sichtbare Personen zusätzlich vortreten: wunderbar!
1. Fritz aus Fritzlar sagt:
  
  1. Oktober 2021 um 20:07 Uhr
  
  Im Grunde haben Sie recht. Die AfD braucht alle Gruppierungen, die sich für die Zukunft des deutschen Volkes einsetzen, und da sollte niemand von vornherein mit Argwohn bedacht werden.
Fritz aus Fritzlar sagt:

1. Oktober 2021 um 18:01 Uhr

Mal schauen, wie viele Blindgänger und Quertreiber in der neuen Fraktion auftauchen. Die Abgeordneten Martin Renner und Dirk Spaniel sind da vermutlich erste Wahl. Ich habe mir des öfteren Reden von und Interviews mit Frau Weidel angehört und halte sie für eine ausgewiesene Spitzenkraft. Herrn Chrupalla traue ich dagegen seit seinem Bußgang nach Moskau anläßlich des Jahrestags des deutschewn Angriffs nicht mehr über den Weg. Für ihn ist die deutsch-russische Freundschaft nicht verhandelbar. Als Politiker hat er sich mit dieser Feststellung selbst disqualifiziert. In der Politik gibt es nichts, was nicht verhandelbar wäre, und „Freundschaften“ werden nach Nützlichkeit geschlossen und aufgelöst, wenn auch nicht jeden Tag neu.
Mensch Meyer sagt:

1. Oktober 2021 um 11:33 Uhr

Doppelspitze ist nur dazu gut, die Verantwortlichkeiten zu vertuschen. Chrupalla ist gut für 90% der Stimmen. Was hat denn eine Frau Weidel in der Parteispitze zu suchen. Wie konnte diese Person, die mit ihrem Wohnort in der Schweiz und ihren privaten Verhältnissen zu den abgedrehten Grünen passt, aber nicht in das christlich bürgerliche Anliegen der AfD? Strippenzieher aus dem Sumpf der Superreichen haben uns dieses attraktive Blondie als Agentin ins Nest gesetzt. Dahingehende journalistische Untersuchungen gibt es genug, die aber den Mainstream seltsamerweise nicht zu interessieren scheinen. Frau Weidel lernt von Merkel und perfektioniert dieses System, so wie die Altparteien die Stasimethoden analysiert und übernommen haben. Gott bewahre Deutschland vor Merkel 2.0.
1. JF Leser sagt:
  
  1. Oktober 2021 um 19:16 Uhr
  
  Das halte ich aber für übertrieben! Man sollte nicht ständig in bundesrepublikanisch-mediale Ausgrenzeritis verfallen.
Carsten Schulz sagt:

1. Oktober 2021 um 10:56 Uhr

Ich bin eigentlich gegen Doppelspitzen, auf jeden Fall gegen Geschlechterquoten. Ausnahmen mag es geben, wenn dadurch unterschiedliche Strömungen einer Partei abgebildet werden sollen. Bei dem Duo Weidel/Chrupalla ist genau das für mich aber nicht erkennbar. Abgesehen davon kommen beide für mich nicht überzeugend rüber. Weidel wirkt immer sehr kalt und abweisend, Chrupalla macht oft einen überforderten Eindruck. Ich glaube, mit beiden fällt es schwer, zusätzliche Wählerschichten anzusprechen. Da wäre mit das Duo Wondrak/Cotar lieber gewesen. Sie sind zwar noch nicht so bekannt, aber Bekanntheitsgrade lassen sich ändern, grundsätzliche Verhaltensweisen nicht.
Thrasistomos sagt:

30. September 2021 um 22:29 Uhr

Ich verstehe nicht, was diese Doppelspitze soll und warum Fr. Weidel da immer mitgezogen wird. Auch ihre Äußerungen zum Ergebnis der BTW zeugen nicht von Einsicht und Selbstreflexion. Das paßt zu ihrem Interview hier in der JF. Schaut man sich die Ergebnisse in BW an, so hätte sie eigentlich auch zurücktreten können. Das Problem ist aber auch Hr. Meuthen, der nicht bereit ist, die Zügel in die Hand zu nehmen. Überhaupt hat die AFD in den alten Ländern ein Personalproblem. Fr. Weidel symbolisiert das sehr gut. Löst man dieses nicht, dann bleibt abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln.
„Solide zweistellig“ sind 10,3% nicht. Die relativ guten Ergebnisse in Mitteldeutschland(MDR-Gebiet und auch in Sachsen ist ja wohl die absolute Zahl der Wähler gesunken) sollten nicht darüber hinwegtäuschen, daß die AFD sich in einem Abwärtstrend bewegt. Und warum Hr. Chrupalla sich nicht von Fr. Weidel lossagt, verstehe ich auch nicht. Ich empfinde diese Frau immer mehr als Belastung für die AFD. Und daß sie sich so aufplustern kann, liegt auch an politischen Schlaftabletten wie Hr. Lucassen oder Hr. Wundrak.
Eberhard Schmidt sagt:

30. September 2021 um 20:21 Uhr

„Gegen Helferich war eine Ämtersperre verhängt worden, weil er sich in Chats unter anderem als „freundliches Gesicht des NS (Nationalsozialismus, Anm. JF)“ bezeichnet haben soll.Å

Richtig. Und diese Chats waren nichtöffentlich. Und es handelte sich, soweit ich erfahren habe, um ein Zitat, eine ironische Selbstbezichtigung, da ein ihm nicht wohlgesonnener Politiker ihn eben vorher als „das freundliche Gesicht des NS“ diffamiert hatte.

Ich selbst habe mich (in privaten Gesprächen) schon oft selbst als Nazi und Rechtsextremist bezeichnet, da Leserbriefe, Kommentare, Verfassungsschutzberichte mich und meine Ansichten als „Nazi“ und „rechtsextrem“ klassifizieren. Aber ein ironisches Zitat stellt keine Selbsteinschätzung dar!

Falls das stimmt, ist Helferich entlastet; wenn nicht, ist er nicht tragbar. Die AfD ist nicht „NS“. Auch dann nicht, wenn eines Tages dank gewagten Neudefinitionen und waghalsigen Interpretationspirouetten der ganz normale Patriotismus (Vaterlandsliebe) und Wille zur Selbstbewahrung und -behauptung als Volk zum Rechtsextremismus erklärt werden sollten.

Wovon wir nicht mehr weit entfernt sind.
1. Peter Ehrlich sagt:
  
  30. September 2021 um 23:15 Uhr
  
  Partriotsmus und Vaterlandsliebe gehört zum Selbstverständis eines Volkes und kann niemals Rechtsextremismus sein.
  
  Für mich sind Äußerungen von Robert Habeck nicht nachvollziehbar, wenn er sagt:
  „Patriotismus, Vaterlandsliebe also, fand ich schon stets zum Kotzen.
  Ich wußte mit Deutschland nichts anzufangen und weiß es bis heute nicht.“
  Wollen wir sochle Politiker, die jetzt eine Regierung bilden wollen?!
  1. Eberhard Schmidt sagt:
    
    2. Oktober 2021 um 16:37 Uhr
    
    „ Wir“ hier bestimmt nicht, aber ein großer Teil der Wähler will es offenbar so. Ist ja kein Geheimnis, wie er (und andere) tickt.
    Man ist ja schon „völkisch“, wenn man die Existenz eines deutschen Volkes behauptet und sein Recht, sich (als solches) zu bewahren.
    Dazu paßt der nachgerade Ekel vor nationalen Symbolen wie Fahne und Deutschlandlied (komplett).
Mesaxonion sagt:

30. September 2021 um 19:55 Uhr

Gerne inhaltlich kontroverse Diskussionen, aber bitte keine Ränkespiele.
Man könnte jetzt nach der etwas unterkühlten Stimmung auf dem Podium der AfD zwischen Meuthen und Weidel bei der Pressekonferenz nach der Bundestagswahl mutmaßen, ob Renner und Spaniel Parteigänger von Meuthen sind.
Gerhard-PC sagt:

30. September 2021 um 19:53 Uhr

Das ist eine Misere der Parteiendemokratie, daß man nicht sicher sein kann, daß eine Partei nicht mit unzähligen Leuten durch interessierte Kreise beschickt wird. Weil jeder eintreten und dann zersetzend wirken kann. Dagegen gibt es kein Mittel.