OSNABRÜCK. Die Bundesvorsitzenden der beiden Polizeigewerkschaften in Deutschland haben vor einer Legalisierung von Cannabis gewarnt. In Richtung der derzeit über eine Regierung verhandelnden SPD, FDP und Grünen sagte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Oliver Malchow, der Neuen Osnabrücker Zeitung (NOZ) am Dienstag: „Es muß endlich Schluss damit sein, den Joint schönzureden.“ Mit Cannabis würde man eine Droge legalisieren, die wie der Alkohol gefährlich sei, aber genauso verharmlost werde wie dieser.
Auch der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPoIG), Rainer Wendt, warnte die möglichen Regierungsparteien in der NOZ vor Schritten in Richtung einer Legalisierung. „Es wäre der Start in eine vernebelte Zukunft statt ein Aufbruch für ein modernes Deutschland, wenn dieses Projekt in die Koalitionsvereinbarung einer Ampel-Koalition aufgenommen würde.“
Cannabis sei nicht nur eine gefährliche Einstiegsdroge, führte Wende ebenfalls am Dienstag weiter aus. Durch die Unkontrollierbarkeit seiner Zusammensetzung sei Cannabis eine ernstzunehmende Gefahr für junge Menschen und eben nicht nur ein harmloser Joint. Des Weiteren machte er auch auf die Risiken aufmerksam, die sich aus der Legalisierung von Cannabis für den Straßenverkehr ergäben. „Wenn demnächst auch noch Bekiffte am Straßenverkehr teilnehmen, bekommen wir ein Problem“, sagte Wendt.
Kritik äußert die bayerische Grünen-Vorsitzende
Zuvor hatte der Deutsche Handverband die Unterhändler der Parteien, die über sogenannte Ampel-Koalition beraten, dazu aufgefordert, Schritte in Richtung einer Legalisierung von Cannabis zu unternehmen. „Die Chancen auf Legalisierung waren noch sie so hoch wie jetzt“, erklärte Georg Wurth der NOZ gegenüber am Montag.
Kritik an der Äußerung der Gewerkschafts-Chefs kam ebenfalls von der Fraktionsvorsitzenden der Grünen im bayerischen Landtag, Katharina Schulze. Auf Twitter schrieb die Politikerin: „Hm, der DPoIG ist schon klar, dass ein Cannabiskontrollgesetz Abhilfe schafft? Damit gibt es Regeln für Anbau, Besitz, Handel & Konsum inklusive Jugendschutz!“
„wegen der Unkontrollierbarkeit der Zusammensetzung insbesondere für junge Menschen eine Gefahr“- Hm, der DPolG ist schon klar, dass ein Cannabiskontrollgesetz Abhilfe schafft? Damit gibt es Regeln für Anbau, Besitz, Handel & Konsum inklusive Jugendschutz! https://t.co/DX50bjLPoz
— Katharina Schulze (@KathaSchulze) October 12, 2021
Immer wieder wird in Deutschland über die Legalisierung von Cannabis diskutiert. Während Grüne, FDP und Linke klar dafür sind und auch die SPD dem Vorhaben aufgeschlossen gegenübersteht, lehnen AfD und CDU den Schritt ab. Befürworter führen dabei oft die Gefahren eines unkontrollierten Schwarzmarktes ins Feld. Skeptiker fürchten um die Gesundheit insbesondere von Jugendlichen.
Mehrere deutsche Städte hatten zuletzt das „Drug-Checking“ in Nachtclubs eingeführt. Konsumenten können dieses vor Ort dafür in Anspruch nehmen, um die Qualität ihres Rauschgifts zu testen. Befürworter des Angebots argumentieren mit dem Gesundheitsschutz der Konsumenten. Kritiker befürchten, daß dadurch einem gesellschaftlichen Gewöhnungseffekt den Drogen gegenüber Vorschub geleistet wird. (fw)