MAINZ. Der Historiker und AfD-Politiker Stefan Scheil hat die Vorwürfe zurückgewiesen, er relativiere die Kriegsschuld Deutschlands am Zweiten Weltkrieg. Zuvor hatte der rheinland-pfälzische Kultusminister Konrad Wolf (SPD) mit dieser Begründung die Abberufung Scheils aus dem Kuratorium der Landeszentrale für Politische Bildung (LPB) angekündigt. Hintergrund ist ein Gutachten des Landtags, wonach Äußerungen des Historikers eine Abberufung nahelegen, sagte Wolf dem SWR.
Scheil sagte der JUNGEN FREIHEIT, Wolf habe ihm die Abberufung bislang nicht mitgeteilt. Er habe davon erst aus der Presse erfahren.
Hintergrund der Angelegenheit ist laut Scheil eine „Schmutzkampagne“ der Lokalzeitung Rheinpfalz gegen ihn. Den Auftakt dazu habe im vergangenen Jahr eine Beschwerde des polnischen Generalkonsuls Jakub Wawrzyniak beim Leiter der LPB, Bernhard Kukatzki, über Scheils Aussagen zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs gebildet.
„Überfall auf Polen“ in Frage gestellt
Der Historiker, der auch Autor der JF ist, hatte in den sozialen Medien Auszüge aus seinen Arbeiten geteilt, in denen er Polen eine Mitschuld am Ausbruch des Krieges 1939 gab. „Ich habe das immer quellennah getan und inhaltlich nichts zurückzunehmen“, betonte Scheil. „Offenbar hat die Polenlobby seit Monaten gegen mich intrigiert, ebenfalls ohne sich irgendwie an mich zu wenden.“
Daß seine wissenschaftlichen Positionen nun zur Abberufung aus dem Kuratorium führen sollen, könne er nicht nachvollziehen. „Für Rheinland-Pfalz stellt anscheinend das Grundgesetz in Frage, wer sich die Sprachregelung vom ‘Überfall auf Polen‘ nicht zu eigen macht. Noch grotesker kann man die demokratische Ordnung kaum mißverstehen.“
Scheil wolle nun abwarten, ob ihm die Abberufung persönlich mitgeteilt werde, die er als Verstoß gegen das Willkürverbot betrachte. Die AfD-Fraktion teilte mit, sie werde das Gutachten des Landtags prüfen und weise die Vorwürfe gegen Scheil zurück. (ag)