BERLIN. Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hat die Bürger in Brandenburg, Sachsen und Thüringen davor gewarnt, bei den anstehenden Landtagswahlen für die AfD zu stimmen. Er bitte seine „ostdeutschen Landsleute geradezu flehentlich, den Unterschied wahrzunehmen zwischen dem, was wir 1989 wollten, und dem, was die AfD jetzt beabsichtigt. Die ostdeutschen Wähler sollen und können wissen, was sie tun, wenn sie AfD wählen. Es ist das Gegenteil von 1989“, sagte Thierse dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Er sehe „mit schmerzlicher Betroffenheit“, daß das, wofür viele DDR-Bürger 1989 eingetreten seien – Freiheit, Weltoffenheit, Überwindung von Grenzen, – nun ins Gegenteil verkehrt werde.
Thierse gehört zu einer Gruppe früherer DDR-Bürger und Wendepolitiker, die der AfD vorwerfen, das Erbe der friedlichen Revolution von 1989 für ihren Wahlkampf zu mißbrauchen. Sie hatten am Sonntag eine entsprechende Erklärung veröffentlich, die auch von mehreren DDR-Bürgerrechtlern unterzeichnet worden war.
Unterzeichner: AfD verbreitet Geschichstlüge
Zu den rund hundert ersten Unterzeichnern zählen neben Thierse unter anderem der Schauspieler Jan Josef Liefers, die frühere Bundesbeauftragte für die Stasi-Unterlagen und Grünen-Politikerin, Marianne Birthler, der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung und SPD-Politiker, Thomas Krüger, sowie die DDR-Bürgerrechtlern Freya Klier. Aber auch die Grünen-Abgeordnete Monika Lazar, der SPD-Kandidat Frank Richter sowie die Politiker Günter Nooke (CDU) und Markus Meckel (SPD).
„Wenn heute die ‘Alternative für Deutschland’ versucht, die DDR mit der jetzigen Bundesrepublik gleichzusetzen und ihre Führung versucht, sich als Vollender einer angeblich unvollkommenen Revolution anzupreisen sowie zum Aufstand aufzurufen, so wird hier eine Geschichtslüge verbreitet“, heißt es in der Erklärung. Wer die Unterschiede zwischen der freiheitlich-demokratischen Bundesrepublik und der kommunistischen SED-Diktatur nicht erkenne, verharmlose letztere. (krk)