BERLIN. Der Publizist Dirk Maxeiner hat der „Fridays for Future“-Bewegung vorgeworfen, kein Gespür für die Alltagsprobleme eines Großteils der Gesellschaft zu haben. „Es ist kein Konflikt der Generationen, sondern der Lebensentwürfe. Die demonstrierenden Jungen, viele ihrer Eltern und ein großer Teil der herrschenden Kreise auf der einen Seite – auf der anderen der Rest der Gesellschaft, der deren radikalem moralischem Imperativ nicht folgen will oder kann“, sagte Maxeiner im Interview mit der JUNGEN FREIHEIT.
„Mindestens zwei Drittel der Menschheit haben Mittel-Krisen – die anderen haben Sinn-Krisen. Zu jenen, denen es an Mitteln mangelt, zählen übrigens auch viele junge Leute, nur werden die von den meist mit der ersten Gruppe sympathisierenden Medien nicht abgebildet.“
In Frankreich hätten sich deshalb beispielsweise die sogenannten Gelbwesten auf andere Weise Gehör verschafft und seien somit unfreiwillig zur Gegenbewegung von Gruppen wie „Fridays for Future“ oder „Extinction Rebellion“ geworden. Dies zeige sich auch an ihrem Slogan „Ihr redet vom Ende der Welt, wir vom Ende des Monats!“ Damit würden die Gelbwesten jenen Teil der Gesellschaft vertreten, die sich den Lebensstil der Klima-Protestler nicht leisten könnten.
Technischer Fortschritt kein Gegensatz zum Umweltschutz
„Die mit den Problemen des Alltags ringen, statt mit moralischen Fragen. Und die froh sind, über jeden technischen Fortschritt der ihnen hilft. Die jungen Protestierer dagegen predigen Verzicht, halten Fortschritt für einen Quell des Übels“, kritisierte der frühere Umwelt-Journalist und Mitbegründer der „Achse des Guten“.
Technischer Fortschritt sei jedoch ist kein Gegensatz zum Umweltschutz, mahnte Maxeiner. Als Helden des grünen Zeitgeistes würden ausschließlich Menschen wie Greta gelten, die in erster Linie etwas verhindern wollten. „Doch wie wäre es damit, auch was zu schaffen? Etwa eine revolutionäre Solarzelle oder eine neue Möglichkeit, um Energie zu speichern? Mit so etwas könnte man unendlich viel mehr erreichen als damit, für einen Tag den Verkehr lahmzulegen – allerdings muß man dafür zur Schule gehen.“
Techniker und Ingenieure seien auch Helden, nur nehme das leider keiner wahr. „Viele glauben, Greenpeace habe die Wale gerettet – in Wirklichkeit jedoch war es John D. Rockefeller. Wenn auch unfreiwillig – aber ohne seine Erdölbohrungen wären sie wegen des Walöls schon im 19. Jahrhundert ausgerottet worden. Diese Art, Umweltschutz zu denken, praktisch statt moralisch, ist fast völlig verlorengegangen.“ (krk)
Das gesamte Interview mit Dirk Maxeiner ist in der aktuellen Ausgabe der JUNGEN FREIHEIT (Nr. 43/19) erschienen.