BERLIN. Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) gegen die Kritik von Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) in Schutz genommen. „Ich frage mich: Wem nutzen solche Äußerungen?“ sagte Seehofer der Bild-Zeitung.
Schäuble hatte zuvor gegenüber dem SWR Zweifel an Merkel laut werden lassen. Sie sei „nicht mehr so unbestritten“. Angesichts der vielen Regierungsjahre mache er „Ermüdungseffekte“ im Land aus. Der CSU-Parteivorsitzende nannte die Äußerungen Schäubles „wenig hilfreich“.
Laschet sieht in Grünen Hauptkonkurrenz der Union
Am Montag war es zudem zu scharfen Angriffen aus der CDU auf die Schwesterpartei gekommen, die bei der bayerischen Landtagswahl mit 37,2 Prozent ihr schlechtestes Ergebnis seit 1950 eingefahren hatte. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) forderte personelle Konsequenzen bei den Christsozialen und nannte Seehofer, Ministerpräsident Markus Söder und Landesgruppenchef Alexander Dobrindt beim Namen.
Zudem stellte er die CSU-Privilegien innerhalb der Fraktionsgemeinschaft im Bund zur Disposition. „Ihre Sonderstellung hat unsere Schwesterpartei mit diesem Wahlergebnis jedenfalls eingebüßt.“ Der Politikstil der CSU passe nicht mehr in die Zeit, ergänzte er.
Für Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat die CSU mit falschen Inhalten geworben. Für die CDU müsse deshalb die Lehre aus der Bayernwahl sein: „Der Rechtstruck ist falsch“. Die eigentliche Konkurrenz der Union sei nicht die AfD, sondern die Grünen. Der saarländische Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) geißelte „das absurde Schauspiel der letzten Monate“ und die „dramaturgischen Einlagen“ der Schwesterpartei.
Bouffier: CSU war „nicht hilfreich“
Am Wahlwochenende hatte bereits Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier eine Breitseite gegen die CSU ausgeteilt. Die CSU war leider in den letzten Monaten für das Ansehen der Union insgesamt nicht besonders hilfreich“, sagte Bouffier, der sich am 28. Oktober zur Wiederwahl stellt, der Welt am Sonntag. Die CSU habe der Union in der letzten Zeit „viel Vertrauen gekostet“.
Auch Merkel hatte sich zum Wahlausgang geäußert. Auch gute Wirtschaftsdaten und Vollbeschäftigung reichten den Menschen nicht, „wenn etwas nicht da ist, was ebenso wichtig ist – und das ist Vertrauen, Vertrauen in die politischen Akteure“, sagte die CDU-Chefin laut der Nachrichtenagentur Reuters am Montag in Berlin in einer Rede vor dem Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen. (tb)