BERLIN. Führende SPD-Politiker haben angekündigt, die Parteimitgliedschaft Thilo Sarrazins erneut prüfen zu lassen. Hintergrund ist sein in Kürze erscheinendes Buch „Feindliche Übernahme: Wie der Islam den Fortschritt behindert und die Gesellschaft bedroht“.
Der stellvertretende SPD-Chef Ralf Stegner verdeutlichte in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (F.A.S.): „Die SPD wird sehr genau prüfen, ob er seine Auflagen aus dem Parteiordnungsverfahren von 2011 erfüllt. Wer die Grundprinzipien von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität missachtet, hat in der SPD keine Heimat.“
Sarrazin passe besser zu Rechtspopulisten
Stegner halte Sarrazin nicht mehr für einen Sozialdemokraten, weshalb es konsequent wäre, wenn der Publizist endlich die Partei verlassen würde. Der 73-jährige Autor und Volkswirt passe mit seinen „üblen Ressentiments gegen Minderheiten“ viel besser „zu den Rechtspopulisten, die ja schon länger mit ihm werben“.
Ähnlich sehen das auch andere führende Politiker der mit sinkenden Umfragewerten kämpfenden SPD. Der frühere Parteichef Sigmar Gabriel kritisierte: „Er hat sich nie von seinen Ideen zur Wiederbelebung der Eugenik distanziert, obwohl das ganze Grundgesetz gegen diese schreckliche Verbindung genetischer und sozialer Fragen geschrieben wurde.“
Die Bundestagabgeordnete und Mitglied des SPD-Präsidiums, Aydan Özoguz, merkte an: „Thilo Sarrazin hat sich längst von sozialdemokratischen Werten verabschiedet.“ Das Präsidium werde sich damit befassen, wie die Partei mit ihm umgehen solle.
„Nichts beschäftigt mich weniger“
Sarrazin sieht der Zeitung zufolge einem weiteren Ausschlußverfahren gelassen entgegen. „Ein erneuter Versuch zum Parteiausschluß würde wieder scheitern“, sagte er der F.A.S. „Ich kenne auch keinen verantwortlichen Funktionär, der ihn ernsthaft betreiben würde. Sie können mir aber glauben, daß mich nichts weniger beschäftigt als die Frage, wer wann und wo im Funktionärskader über meinen Ausschluß brütet.“
Sein neues Buch hatte bereits Wochen vor Erscheinen für Schlagzeilen gesorgt, weil die zur Verlagsgruppe Random House gehörende Deutsche Verlagsanstalt es nicht drucken wollte. Seine bisherigen Bücher waren in diesem Verlag erschienen. Gegen den Bestsellerautor waren bereits zwei Mal erfolglos Parteiausschlußverfahren gestartet worden. (ls)