MÜNCHEN. Der ehemalige Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) hat CDU und CSU für den Ton in der Asyldebatte scharf kritisiert. Er vermisse die christlichen Werte und die Menschlichkeit, wenn er der CSU zuhöre, schrieb er in einem Gastbeitrag für die Süddeutsche Zeitung.
„Wo, C, bist du geblieben? Mich schreckt der kaltschnäuzige Ton, den die CSU in der Asyldebatte angeschlagen hat“, heißt es in dem Text. Dabei sei er auf Bayern gerade wegen der dort im Jahr 2015 gelebten Willkommenskultur so stolz gewesen.
Blüm: Europa beutet die Dritte Welt aus
Für die Asylkrise macht Blüm die Ausbeutung der Dritten Welt durch Europa verantwortlich. „Wir, die Bewohner der Wohlstandsinsel Europa, sind die Hehler und Stehler des Reichtums der sogenannten Dritten Welt. Auf deren Kosten und Knochen haben wir uns bereichert.“
Daher sollten die europäischen Staaten die Asylsuchenden aufnehmen. Anderenfalls „schließen wir am besten den Laden wegen moralischer Insolvenz“ empörte sich der CDU-Politiker.
„Stammtischbrüder“ sollen in Flüchtlingslager
Mit Politikern, die sich gegen die Aufnahme von Flüchtlingen aussprechen, ging Blum hart ins Gericht. „Die Zyniker, die aus der Flüchtlingsmisere politisches Kapital schlagen wollen, müßte man zwingen, in die Augen halb verhungerter Kinder zu sehen“, äußerte er.
Blüm, der 2016 selbst eine Nacht in einem Flüchtlingslager im griechischen Idomeni übernachtete, richtete einen Appell an die Gegner der offenen-Grenz-Politik. „Den Stammtischbrüdern sollte man erst erlauben, die nächste Maß zu bestellen, nachdem sie zuvor eine kalte Nacht in einem Flüchtlingslager im Zelt verbracht haben.“ (ag)