MÜNCHEN. Die Präsidentin der Bundeswehr-Universität München, Merith Niehuss, hat die Vorreiterrolle der deutschen Armee beim Thema „Diversity“ gelobt. Der Einfluß des Feminismus sei groß, hier folge die Bundeswehr aber nur einem gesellschaftlichen Trend, sagte Niehuss der Welt. „Die Bundeswehr ist durch die Frauen aber zwei Schritte weiter gegangen: Nicht nur die Frauen und die Gleichstellungsfrage haben Eingang gefunden, sondern zugleich auch die Diversity-Frage. Damit ist die Bundeswehr dem Rest der Gesellschaft wieder voraus, wo diese Frage nicht diskutiert wird.“
Homosexualität, Transgender oder Behinderungen würden in vielen Institutionen nicht diskutiert, ergänzte Niehuss. „Homosexualität ist im Leistungssport tabu, ein absolutes Tabu. In der Bundeswehr nicht mehr.“ Neben der Einführung von Beauftragten für Homosexualität habe Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) Anfang 2017 einen Workshop „Sexuelle Orientierung und Identität in der Bundeswehr“ organisiert, wo sich alle Personen hätten outen lassen, die das wollten. „Es wird sehr oft geoutet“, stellte die 64jährige fest, die seit 2005 Präsidentin der Universität ist.
„Das war ein ganz bemerkenswerter Tag in Berlin, an dem viele Transgender-Personen, auch im Offiziersrang, und ganz viele Homosexuellengruppen aufgetreten sind“, zeigte sich Niehuss entzückt. „Die haben sich sehr gefreut, daß mit ihnen normal umgegangen wird. Die Bundeswehr geht damit um.“
Kinder und Schulen sollen „ein anderes Frauenbild“ vermitteln
Seitdem es 2001 die ersten Frauen in der Bundeswehr gab, habe sich der Umgang in der Armee stark verändert. „Bei uns sind Frauen in den Seminaren ein wichtiger Faktor für gelassene Kommunikation.“ Dennoch meldeten sich die meisten weiblichen Studenten für typische Frauenstudiengänge wie Erziehungswissenschaften statt Physik oder Ingenieurswissenschaften an.
Hier seien die Kindergärten und Schulen gefragt, meinte Niehuss. Diese müßten „ein anderes Frauenbild“ vermitteln, damit sie sich später Naturwissenschaften zutrauen. „Wenn Sie sich heute einmal eine Spielwarenabteilung angucken, dann haben Sie schon eine Abteilung in Rosa für Mädchen und in Hellblau für Jungs. Das ist ja furchtbar. Das fängt auch da schon an. Der Junge spielt mit dem Spielzeugsoldaten, das Mädchen mit der Puppe. Ist es andersherum, werden die Eltern alarmiert.“ (ls)