BREMEN. Der Umgang mit einer angeblich rechtsextremen Studentin hat an der Universität Bremen einen Streit zwischen Rektorat und Studentenvertretung ausgelöst. Hintergrund ist ein Aushang an der Tür des „Allgemeinen Studierendenausschusses“ (Asta). Darauf ist eine Studentin abgebildet, die laut Spiegel Online (SPON) Tochter einer „bekannten NPD-Politikerin“ ist. Neben dem Namen und Foto prangern die Worte: „Völkisch – Nationalistisch – Rechtsradikal“.
Das Nachrichtenportal stellte daher die Frage: „Hat jemand, der womöglich rechtes Gedankengut pflegt, ein Recht darauf, unbehelligt durchs Studium zu gehen – und damit die Berechtigung zu erwerben, später an deutschen Schulen zu unterrichten?“
Auf dem DIN-A4-Blatt sind dem Artikel zufolge Veranstaltungen aufgelistet, die von mutmaßlichen Rechtsextremisten organisiert oder zu einem großen Teil besucht worden seien. Zudem soll die Frau früher Mitglied im Jugendbund Sturmvogel gewesen sein. Weitere Kopien des Zettels waren zuvor auch an anderen Orten der Universität aufgehängt worden.
Rektorat: Flugzettel verletze Persönlichkeitsrechte
Die Hochschulleitung sammelte die Aushänge ein und forderte den Asta auf, auch die übrigen Exemplare von seiner Bürotür zu nehmen. Man dürfe jemanden erst mit einer möglichen Meinung konfrontieren, wenn dieser sie selbst geäußert hat, zitierte das Nachrichtenportal das Rektorat. „Wir können nur bewerten, was jemand tut, und nicht, was jemand denkt“, sagte der Konrektor für Lehre und Studium, Thomas Hoffmeister. Rechte Ideologien halte er zwar für „widerlich und gefährlich“, der Flugzettel verletzte jedoch die Persönlichkeitsrechte der betroffenen Lehramtsstudentin.
Der Rektor habe bereits zwei Briefe an die Studentenvertreter geschickt. In einem Schreiben von Ende Juli heißt es laut SPON, die Uni-Leitung werde die Flyer entfernen lassen und dem Asta die Rechnung schicken. Dieser weigere sich jedoch bislang, der Forderung nachzukommen.
Betroffene werde sozial ausgegrenzt
Die betroffene Studentin wird dem Bericht zufolge nun auf dem Campus vielerorts sozial ausgegrenzt. „Ich bin mir nicht sicher, ob ich sie noch grüßen würde“, sagte eine Kommilitonin. Die Flugzettel empfände sie zwar als unfair und anprangernd, allerdings könnte eine rechtsradikale Lehrerin später an Schulen auch lange unentdeckt bleiben.
Dem Spiegel gegenüber widersprach die Lehramtsstudentin den Vorwürfen: „Ich bin nicht rechtsradikal.“ Sie sei weder in einer Partei noch in einer politischen Gruppierung oder einem Verein organisiert. Dem Magazin zufolge hatte sich die Frau anderen Menschen gegenüber auf dem Campus nie politisch geäußert.
Der Asta hat SPON zufolge die Grundschule in Niedersachsen angeschrieben, an der die Studentin bis Ende Juni ihr Praxissemester absolvierte. Zudem wolle das Gremium nun auch andere Schulen rund um den Wohnort der Frau informieren. Zudem startete der Asta einen Aufruf, „allen – auch den weniger prominenten – Rechtsradikalen und ihren Aktivitäten entschieden entgegenzutreten – nicht nur, aber eben auch an der Universität“. (ls)