HAMBURG. Grünen-Chef Cem Özdemir hat gefordert, die Finanzierung und Ausbildung von Imamen nicht mehr der Ditib zu überlassen, sondern diese selbst zu übernehmen. Die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion e.V. (Ditib) oder ein ähnlicher Verein sollte zu einer „inländischen Vertretung von Muslimen der Bundesrepublik Deutschland werden“, sagte Özdemir während einer Zeit-Matinee am Sonntag.
Der Grünen-Politiker beklagt aufgrund der Finanzierung und Ausbildung der deutschen Imame durch die Türkei eine zu starke Präsenz der türkischen Politik im öffentlichen Leben deutscher Muslime. Er wolle „nicht, daß ein Herr Erdogan in die Schulklassen hineinregiert“.
Die Ditib war jüngst mehrfach in den Fokus der Polizei geraten. Funktionären der Anstalt für Religion wird vorgeworfen, Informationen über angebliche Anhänger der Gülen-Bewegung in ihren Gemeinden in Deutschland gesammelt zu haben.
„Verlängerter Arm Erdogans“
Der Leitende Beamte der Abteilung Auslandsangelegenheiten der staatlichen Religionsbehörde Diyanet, Halife Keskin, hielt sich nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen die Funktionäre Mitte Februar laut Zeit in Deutschland auf, wurde aber von den Behörden nicht zu den Vorwürfen befragt.
Auch der hessische CDU-Landtagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer forderte bereits eine kritische Auseinandersetzung mit dem türkischen Islamverband. „Ditib kann als verlängerter Arm Erdogans kein Partner für die Erteilung islamischen Religionsunterrichts sein“, schrieb Irmer in einem Beitrag für die JUNGE FREIHEIT.
In den Moscheen der Ditib kämen Salafisten zu Wort, würden Christen und Juden verunglimpft, und die Ditib-Imame hätten im Zuge des Putsches in der Türkei Spitzeldienste für Erdogan geleistet, kritisierte Irmer. (mp)