Ralf Stegner hat ihn, Heiko Maas und Martin Schulz auch. Christian Linder hat ihn, seine Partei auch. Renate Künast verfügt über ihn, ebenso wie Sahra Wagenknecht. Und natürlich Peter Tauber: den blauen Haken auf Twitter. Das kleine Symbol zeigt an, daß es sich um einen echten Account handelt, und nicht um einen Fake. Das Profil ist somit offiziell von Twitter verifiziert.
Der blaue Haken verleiht einem Nutzer eine höhere Glaubwürdigkeit. Zumindest früher erhielten Tweets von Nutzern mit dem blauen Haken auch eine erhöhte Sichtbarkeit. Das heißt, sie wurden den Followern über einen bestimmten Algorithmus priorisiert angezeigt. Bis zum vergangenen Jahr war der blaue Haken nur einer relativ kleinen Gruppe von Prominenten und Unternehmen vorbehalten.
Dann änderte Twitter seine Richtlinien. Nun können Accounts sich verifizieren lassen, wenn sie „von öffentlichem Interesse“ sind. „Das betrifft in der Regel Accounts von Personen und Organisationen der Öffentlichkeit aus der Musikbranche, Film, Fernsehen, Mode, der Regierung, der Politik, Religion, Journalismus, Medien, Sport, Wirtschaft und anderen Schlüsselbereichen.“
Accounts mit blauem Haken nehmen deutlich zu
Notwendig dafür ist laut Twitter eine bestätigte Emailadresse, eine Telefonnummer, ein Profilfoto, Geburtsdatum und eine Internetseite. Bei individuellen Accounts, die keiner Firma oder Organisation angehören, außerdem noch ein Bild des Personalausweises oder des Führerscheins.
Seit der Änderung hat die Zahl der Accounts mit dem blauen Haken deutlich zugenommen. Auch weniger prominente Politiker von CDU und SPD mit eher geringen Follower-Zahlen haben ihn. Hendrik Wüst zum Beispiel, CDU-Landtagsabgeordneter in Nordrhein-Westfalen mit knapp 1.000 Followern. Oder Jens Guth, SPD-Abgeordneter in Rheinland-Pfalz mit gut 1.500 Followern. Selbst Eva Goldbach, Grünen-Landtagsabgeordnete in Hessen, mit 89 Followern verfügt über das blaue Häkchen.
Beide AfD-Chefs ohne blauen Haken
Doch schaut man sich die Accounts führender AfD-Politiker sowie der Fraktionen und Landesverbände der Partei an, fällt auf: So gut wie keiner von ihnen verfügt über den blauen Haken. AfD-Chefin Frauke Petry beispielsweise mit fast 40.000 Followern hat keinen verifizierten Account. Ihr Co-Sprecher Jörg Meuthen, über 4.000 Follower, ebenfalls nicht. Und das, obwohl beide versucht haben, ihre Accounts bestätigen zu lassen. Denn nicht selten werden mit falschen AfD-Accounts Unwahrheiten über die AfD oder vermeintlich in ihrem Namen verbreitet.
Doch Twitter lehnte ab. „Wir haben uns Ihren Account angeschaut und leider erfüllt er nicht die Voraussetzungen, um derzeit verifiziert zu werden“, erhielt Meuthen von Twitter als Antwort. Auch bei Petry verhielt es sich ähnlich. Twitter verweigert ihr bislang den blauen Haken. Gleiches gilt für die sächsische Landtagsfraktion (3.000 Follower), die Berliner AfD (knapp 8.000 Follower) sowie die AfD-NRW (4.000 Follower).
Petry: „Hat Twitter eine politische Agenda?“
Auch AfD-Kompakt (knapp 6.000 Follower), der Account des Mitgliedermagazins der Partei, erhielt keinen blauen Haken. Lediglich die Bundespartei (55.000 Follower) sowie die AfD Hessen (knapp 5.000 Follower) wurden von Twitter offiziell verifiziert. Laut Aussagen der Account-Betreiber geschah dies aber vor mehr als zwei Jahren. Also bevor die AfD in zahlreiche Landesparlamente einzog.
AfD-Chefin Frauke Petry hat wenig Verständnis für die Weigerung von Twitter. „Ich kann das Verhalten nicht nachvollziehen, insbesondere wenn es sich um die Accounts von Fraktionen, Landesverbänden und bekannten Vertretern unserer Partei handelt“, sagte Petry der JUNGEN FREIHEIT. „Vor allem, wenn selbst unbekannte Hinterbänkler anderer Parteien verifiziert werden. Da fragt man sich schon, welche Strategie Twitter verfolgt und ob das Unternehmen möglicherweise eine politische Agenda hat.“
Auch Meuthen kann die Strategie von Twitter nicht nachvollziehen. „Es stellt sich schon die Frage, ob Twitter hier mit zweierlei Maß mißt und uns die Verifizierung bewußt verweigert. Nur wenn das so ist, wüßte ich gern die Gründe dafür.“
Twitter bestreitet Weigerung
Trifft der Vorwurf also zu? Verweigert Twitter der AfD den blauen Haken generell? Twitter teilte auf Anfrage der JF mit, man nehme „zu individuellen Accounts aus Gründen der Privatsphäre und der Sicherheit keine Stellung“. Dennoch seien „viele AfD-Accounts in der Tat verifiziert, wie zum Beispiel @AfD_Bund oder @AfD_Hessen“, erläuterte ein Sprecher. In Bezug auf andere Accounts könne Twitter nicht sagen, ob diese sich um den blauen Haken beworben hätten oder wie der aktuelle Stand ihres Verifizierungsverfahrens sei. Der Bewerbungsprozeß stehe jedenfalls jedermann offen.
Was von der Aussage zu halten ist, wird sich demnächst zeigen. Denn auch die stellvertretende AfD-Vorsitzende Beatrix von Storch, Europa-Abgeordnete und Berliner Spitzenkandidatin für die Bundestagswahl, hat nun beantragt, ihren Account mit 19.000 Followern verifizieren zu lassen.