BERLIN. Die Türkische Gemeinde in Deutschland (TGD) hat die Forderung der CSU nach einer Integrationspflicht scharf zurückgewiesen. „Mit diesem menschenfeindlichen, verfassungswidrigen, absurden Vorschlag mag die CSU möglicherweise Wähler der AfD und von rechtsextremen Parteien beeindrucken, der Demokratie erweist die CSU jedoch einen Bärendienst“, heißt es auf der Seite des Vereins.
CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer hatte zuvor gegenüber der Welt ein Islam-Gesetz gefordert, das den Einfluß auf islamische Gemeinden aus der Türkei oder aus Saudi-Arabien verhindern solle. „Es kann nicht sein, daß andere, zum Teil extreme Wertvorstellungen aus dem Ausland importiert werden. Deutsch muß die Sprache der Moscheen werden.“ Alle Imame müßten in Deutschland ausgebildet sein und deutsche Grundwerte teilen.
„Diskriminierend und stigmatisierend“
„Von der Scharia-Polizei zur Sprachpolizei“, wetterte dagegen die Türkische Gemeinde. „Die CSU will für Menschen mit Migrationshintergrund eine ‘Deutschpflicht’ im Schulhof, auf der Straße und in den Wohnzimmern einführen.“ Dem „ebenso absurden“ Vorschlag eines Burka-Verbots der stellvertretenden CDU-Chefin Julia Klöckner setzte die CSU damit „noch einen drauf“. Nun sei Parteichefin Angela Merkel (CDU) gefordert, „diesem Unsinn ein Ende zu bereiten“.
Gegenüber der Neuen Osnabrücker Zeitung legte der TGD-Vorsitzende Gökay Sofuoglu nach. „Da wird mit dem Finger auf Muslime gezeigt. Das ist diskriminierend und stigmatisierend.“ Allerdings befürworte er die Ausbildung von Imamen in Deutschland. Auch die Bundesvorsitzende der Grünen, Simone Peter, lehnte den CSU-Plan einer „Deutschpflicht“ ab. „Was wäre dann aus Kirchenlatein und hebräischem Schalom geworden?“, fragte sie auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. (FA)