BERLIN. Der türkische Geheimdienst MIT soll in Deutschland ein breitgefächertes Informantennetz unterhalten. Insgesamt seien 800 Geheimdienstoffiziere in Westeuropa – davon die meisten in der Bundesrepublik – sowie 6.000 Informanten in Deutschland stationiert, berichtet die Welt am Sonntag unter Berufung auf einen „einflußreichen Sicherheitspolitiker“.
Laut dem Geheimdienstexperten Erich Schmidt-Eenboom gehe es nicht nur um Aufklärung, „sondern zunehmend um nachrichtendienstliche Repression“. Selbst der DDR-Staatssicherheit sei es nicht gelungen, „in der Bundesrepublik ein so großes Agentenheer aufzubauen“, sagte Schmidt-Eenboom dem Blatt.
Druck ausüben
Ziel des Spitzelnetzwerkes sei es, vor allem Türken unter Druck zu setzen sowie Kritiker des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan einzuschüchtern. Der Grünen-Bundestagsabgeordnete Hans-Christian Ströbele forderte eine Überprüfung der Zusammenarbeit zwischen Bundesnachrichtendienst und dem türkischen MIT. „Sonst laufen sie Gefahr, bei strafbaren Handlungen mitschuldig zu werden“, sagte er der Welt.
Zuletzt war bekanntgeworden, daß der MIT sowie staatliche türkische Stellen Druck auf Deutschland ausübten, gegen die Gülen-Bewegung vorzugehen. Erdogan wirft dieser vor, hinter dem gescheiterten Putsch zu stehen. (ho)