DÜSSELDORF. Ein kriminologischer Gutachter hat der nordrhein-westfälischen Polizei Statistikfälschung vorgeworfen. Die Behörde soll Dutzende Fälle von Einbrüchen als geklärt abgeschlossen haben, obwohl nicht einmal ein Hinweis auf einen möglichen Täter gefunden worden sei, berichtete die Westdeutsche Allgemeine.
„Wenn künstliche Aufklärungsquoten geschaffen werden, so ist die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) nicht mehr als Lagebild zur Gewinnung von Maßnahmen geeignet. Das Instrument der PKS wird pervertiert“, schreibt der Polizeiwissenschaftler Frank Kawelovski in einer gutachterlichen Stellungnahme für die Anhörung im Landtag zum „Maßnahmenpaket zur Bekämpfung des Wohnungseinbruchsdiebstahls“.
Konkret meint der Kriminologe 30 Fälle, in denen die Polizei einwandfreie Statistikfälschung betrieben habe. „Es gab in den Akten nicht den Hauch eines Ermittlungsansatzes oder einen Hinweis auf einen möglichen Täter. Am Ende stand in den Akten: Es gibt keine Ermittlungsansätze.“
Fast 100 Prozent der Täter bleiben unbestraft
Alarmierend sei auch die Bilanz der Aufklärungsquoten. „Zumindest für Wohnungseinbrüche gilt also: In 97 bis 98 Prozent aller Fälle bleiben die Täter unbestraft.“ Die Diskrepanz zwischen den Aufklärungs- und den Verurteilungsquoten zeige eindringlich, in welchem Ausmaß der angebliche Fahndungserfolg „künstlich nach oben“ getrieben werde. Das Landeskriminalamt habe angekündigt, die Angelegenheit zu prüfen.
Als Grund für das Problem sehe Kawelovski den politisch motivierten Wettlauf um die höchsten Aufklärungsquoten. „Viele Kollegen sind wirklich mit Herzblut dabei und reißen sich zum Teil den Arsch auf.“ Die Polizei in Nordrhein-Westfalen war zuletzt wegen der Reaktionen auf die Kölner Silvesternacht in die Kritik geraten. (ls)