BERLIN. Ein moslemischer Vater hat einer Lehrerin in Berlin-Pankow den Handschlag verweigert. Die Pädagogin der privaten Platanus-Schule warf dem Mann daraufhin mangelnden Respekt und Frauenfeindlichkeit vor und beendete das Gespräch. Der Vater, der zu einem Gespräch wegen seines Sohnes in der Schule war, stellte daraufhin Strafanzeige gegen die Lehrerin, berichtete der rbb.
Der Auseinandersetzung vorausgegangen waren Schülerrangeleien, woraufhin der Sohn des Imams schriftlich verwarnt wurde. Sein Vater Imam Kerim Ucar, ein strenggläubige Schiit aus der Osttürkei, sei laut dem Sender nach mehreren pädagogischen Gesprächen mit der Mutter ebenso in die Schule geladen worden.
Hand aufs Herz
Ucar habe bereits beim Eintreten in den Besprechungsraum klar gemacht, er könne aus religiösen Gründen einer Frau nicht die Hand geben. Nach Angaben des Ehepaars soll die Lehrerin den Imam vier Mal aufgefordert haben, ihr die Hand zu reichen. Es handele sich bei der Geste um deutsche Gebräuche und eine notwendige Respektsbezeugung, argumentierte sie.
Ucar habe die Aufforderung freundlich aber bestimmt zurückgewiesen und seine Hand zum Gruß aufs Herz gelegt, was in seiner Religion die höchstmögliche Respektsbezeugung gegenüber einer Frau sei. Daraufhin soll die Pädagogin laut geworden sein und das Gespräch beendet haben.
Schulvertrag gekündigt
Die Schule hat sich zu dem Vorfall nicht geäußert, wolle aber weiterhin mit der Familie im Gesprächskontakt bleiben. Die Eltern haben den Schulvertrag gekündigt, eine Anwaltskanzlei beauftragt und Strafanzeige wegen Beleidigung und Verletzung der Religionswürde erstattet.
Im Frühjahr sorgte ein ähnlicher Fall in der Schweiz für weltweite Schlagzeilen. Lehrerinnen im Schweizer Kanton Baselland können künftig darauf bestehen, daß ihnen moslemische Schüler die Hand geben, hatte die Bildungsdirektion des Kantons entschieden. Trotz Religionsfreiheit dürften Schulen „einen Händedruck einfordern und die Sanktionsmöglichkeiten des Bildungsgesetzes anwenden“, teilte die Behörde mit. Die Gleichstellung von Mann und Frau sowie Integration seien wichtiger als die Religionsfreiheit der Schüler. (ls)