SCHWERIN. Die Vorsitzende des Flüchtlingsrates in Mecklenburg-Vorpommern, Ulrike Seemann-Katz (Grüne), ist wegen eines Nazivergleiches in die Kritik geraten. Nach einer Fernseh-Dokumentation über Abschiebungen schrieb sie auf ihrer Facebook-Seite: „Mich erinnern diese Abschiebungen in der Nacht an die Erzählungen meiner Mutter, wie die SS sie aus der Wohnung vertreiben wollten und wie später die Gestapo meinen Opa geholt hat.“
Die CDU zeigte sich empört. „Der Vergleich mit SS und Gestapo ist ein Schlag ins Gesicht aller Polizeibeamten und Mitarbeiter der Ausländerbehörden, die einen sehr schwierigen Job ebenso professionell wie sensibel ausüben“, sagte der CDU-Landtagsabgeordnete Michael Silkeit.
Polizeigewerkschaft spricht von „geistiger Brandstiftung“
Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sprach von „geistiger Brandstiftung“ und forderte eine „deutliche Entschuldigung und Klarstellung“. Landeschef Christian Schumacher betonte, es sei „verwerflich, wenn man wie Frau Seemann-Katz auf Facebook die Polizei unterschwellig in die Nähe von Nazi-Verbrechern rückt und Gestapo-Methoden unterstellt“. Damit bediene sie die „äußeren politischen Ränder“ im Land. „Meine Kolleginnen und Kollegen sind wütend und zugleich betroffen über diese Entgleisung und verlangen zu Recht eine Entschuldigung“, unterstrich Schumacher.
AfD-Landtagsspitzenkandidat Leif-Erik Holm nannte die Äußerungen einen „Schlag in die Magengrube aller Verteidiger des Rechtsstaats“. Der Vergleich sei unerträglich. „Ich möchte Frau Seemann-Katz auch darauf hinweisen, daß sich Ausreisepflichtige immer wieder der angekündigten Rückführung entziehen. Nur deshalb sind Abschiebungen zu nachtschlafender Zeit notwendig. Und das ist richtig. Der Rechtsstaat darf sich nicht auf der Nase herumtanzen lassen.“
Seemann-Katz rechtfertigte ihre Wortwahl. So seien auch ihre Vorfahren während des Zweiten Weltkrieges von der Gestapo abgeholt worden. „Wenn es nachts klingelt oder an der Tür klopft, kann ich es nicht ertragen“, schrieb sie auf Facebook. (ho)