BERLIN. Die AfD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus hat sich am Mittwoch mit 24 Abgeordneten konstituiert – ohne den Abgeordneten Kay Nerstheimer, wie am Mittwochabend in einer Pressemitteilung der Partei bekannt wurde. Nerstheimer habe am 20. September schriftlich seinen Verzicht auf die Zugehörigkeit zur Fraktion erklärt. Er werde dem Abgeordnetenhaus voraussichtlich als unabhängiger Abgeordneter angehören. Nerstheimer war wegen Äußerungen über Asylsuchende und Homosexuelle auf Facebook in die Kritik geraten.
Der Bundesvorstand der AfD will sich ebenfalls bei der nächsten Sitzung mit der Personalie Nerstheimer befassen. „Solche Äußerungen passen nicht in die AfD. Sie schaden der Partei und schwächen uns gegenüber unseren Gegnern“, sagte Bundesvorstandsmitglied Alice Weidel der FAZ. „Sollten wir derartiges Gedankengut in der Partei dulden, bekommen wir ein veritables Glaubwürdigkeitsproblem. Alles, was mit viel Mühe mehrheitlich ehrenamtlich aufgebaut wurde, reißen solche Leute innerhalb kürzester Zeit wieder ein.“
Asylsuchende als „widerliches Gewürm“ bezeichnet
Nerstheimer hatte auf Facebook Asylsuchende aus Syrien als „einfach widerliches Gewürm“ (2015) bezeichnet. Asylbewerber seien „Parasiten, die sich von den Lebenssäften des deutschen Volkes ernähren“ (2016). Vor zwei Jahren schrieb er, Homosexuelle verhielten sich „widernatürlich“ und es sei „kein Verdienst diesen Gendefekt zu besitzen“.
Am Dienstag hatten zahlreiche Medien über Nerstheimers Aussagen in sozialen Netzwerken berichtet. Mittlerweile ist seine Facebook-Seite gelöscht. Dem ehemaligen Mitglied der „German Defence League“ wurde auch die Verherrlichung von NS-Verbrechen und das Verbreiten von Verschwörungstheorien vorgeworfen. Auf Facebook hatte er im Juli 2016 geschrieben: „Die Kräfte, die den 1. Weltkrieg verursachten, haben auch den 2. verursacht. Nun sind sie im Begriff, den 3. zu verursachen und immer wieder finden sie Idioten, die ihnen gehorchen.“ Im Januar veröffentlichte er: „Sind die Polithuren der BRD Treuhandgesellschaft mit Sitz in Frankfurt am Main völlig Gaga??“
Bereits im Sommer 2015 soll der Berliner AfD-Landesvorstand ein Ausschlußverfahren gegen Nerstheimer vorbereitet haben, berichtete die FAZ. Über den Antrag sei aber nicht abgestimmt worden und der Landesvorstand um Georg Pazderski und Beatrix von Storch hätten den Ausschlußantrag nicht weiter verfolgt. (gb/ls)