DÜSSELDORF. Viele Lehrer sind mit der Inklusion von behinderten Kindern in Regelschulen überfordert. Dies geht aus einer Befragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa für den Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) hervor.
Demnach war für 82 Prozent der befragten Lehrer die Inklusion kein Bestandteil der Ausbildung. 57 Prozent gaben an, über keine sonderpädagogischen Kenntnisse zu verfügen. Obwohl der Unterrichtsaufwand deutlich gestiegen sei, sagten zwei Drittel der Befragten, die Klassengröße habe sich nicht verringert.
97 Prozent halten an Sonderschulen fest
97 Prozent der Lehrer sprach sich dafür aus, die Sonderschulen ganz oder teilweise zu erhalten. Nur zwei Prozent sprachen sich für eine vollständige Abschaffung aus. Deutschland hatte sich in der UN-Behindertenrechtskonvention verpflichtet, auch geistig behinderte Schüler an allgemeinbildenden Schulen zu unterrichten.
VBE-Chef Udo Beckmann zeigte sich entsetzt über die Ergebnisse. „Von der Politik wird billigend in Kauf genommen, daß Inklusion vor die Wand gefahren wird“, sagte er am Montag in Düsseldorf. Die Schulwirklichkeit sei bestimmt durch „fehlendes Fachpersonal an Regelschulen, zu große Lerngruppen, Mangel an passenden Klassenräumen, nicht vorhandene Barrierefreiheit“ sowie die „ungenügende Vorbereitung der Lehrer auf inklusives Unterrichten“.
Die Piratenfraktion im nordrhein-westfälischen Landtag forderte eine deutliche Verbesserung der Ausstattung von Schulen. „Durch die mangelhaften Rahmenbedingungen ist die Akzeptanz für das gemeinsame Lernen bei Lehrern und Eltern gefährdet“, warnte die bildungspolitische Sprecherin der Piratenfraktion im Landtag, Monika Pieper. „Sonst wird aus der guten Absicht, alle Schüler gemeinsam zu unterrichten, ein Bumerang, der Inklusion eher verhindert als fördert.“ (ho)