PARIS. Die Chefin des Front National (FN), Marine Le Pen, geht auf Distanz zu ihrem Vater Jean-Marie. Nachdem dieser erneut die Gaskammern als „Detail der Geschichte“ bezeichnet hat, kündigte die 46jährige an, sie werde sich der geplanten Kandidatur des FN-Ehrenvorsitzenden für die Regionalwahlen im Dezember widersetzen.
Es habe sie „mit tiefer Traurigkeit“ erfüllt, nun gezwungen zu sein, ein Komitee einzusetzen, daß den „Schutz der politischen Interessen des Front National“ ausloten soll. Darüber werde sie in den kommenden Tagen mit ihrem Vater sprechen. Dieser befinde sich „in einer Spirale des politischen Suizids“ und versuche ihr „offenkundig zu schaden“, kritisierte die Politikerin. Sein Status als Ehrenpräsident gebe ihrem Vater nicht das Recht, die Partei als „Geisel“ für dessen Provokationen zu nehmen.
Ehrenvorsitzender spricht von „Medienkampagne“
Unterstützung bekam die FN-Vorsitzende von ihrem Stellvertreter Florian Philippot. Dieser nannte die Auseinandersetzungen einen „völligen und endgültigen Bruch“ mit Jean-Marie Le Pen. Der wiederum sprach von einer gezielten „Medienkampagne“ gegen seine Person und appellierte an die Partei, ihr derzeitiges Handeln könne „gravierende Folgen“ für den FN haben.
Jean-Marie Le Pen hatte den FN 1972 gegründet und war bis 2011 Parteivorsitzender. 2002 gelang es ihm überraschend, vor dem Kandidaten der Sozialisten in die Stichwahl um die Präsidentschaft einzuziehen, die er jedoch deutlich gegen Amtsinhaber Jacques Chirac verlor. Seit 2011 führt seine Tochter die Partei mit zunehmendem Erfolg. So gelang es der Formation, mit zwei Abgeordneten in die Nationalversammlung einzuziehen und bei den EU-Wahlen 2014 zur landesweit stärksten Kraft zu werden.
Unterdessen kündigte die Staatsanwaltschaft an, Vorermittlungen gegen Jean-Marie Le Pen wegen dessen Äußerungen zum Holocaust einzuleiten. Für die gleiche Aussage war er 1991 bereits zu einer Geldstrafe von umgerechnet mehr als 180.000 Euro verurteilt worden. (ho)