BERLIN. Nach der Linkspartei haben sich auch Politiker von SPD und Grünen für Entschädigungszahlungen an Griechenland ausgesprochen. „Weder moralisch noch juristisch ist dieses Kapitel eindeutig abgeschlossen“, sagte der Grünen-Fraktionschef im Bundestag, Anton Hofreiter, nach Angaben des Spiegels.
Deutschland sei „gut beraten, mit Griechenland Gespräche über die Aufarbeitung der deutschen Verbrechen in Griechenland und eine gütliche Lösung zu suchen“. Die Forderungen Athens dürften deswegen nicht einfach vom Tisch gewischt werden.
Ähnlich äußerte sich auch der stellvertretende SPD-Chef Ralf Stegner. Zwar dürfe dieses Thema nicht mit der aktuellen Schuldendebatte verknüpft werden, „aber unabhängig davon bin ich der Meinung, daß wir die Entschädigungs-Diskussion führen müssen“, sagte Stegner. „Das gehört zum Umgang mit unserer eigenen Geschichte. Ich bin gegen Schlußstrichdebatten. Es gibt auch nach Jahrzehnten noch zu lösende völkerrechtliche Fragen.“
SPD sieht dauerhafte Schuld
Auch die ehemalige SPD-Kandidatin für das Amt des Bundespräsidenten, Gesine Schwan, drängt auf Entschädigungszahlungen: „Politisch ist der Fall aus meiner Sicht eindeutig: Wir sollten auf die Opfer und deren Angehörige finanziell zugehen.“ Die Deutschen sollten in „Sachen Vergangenheit vor unserer eigenen Tür kehren“, forderte Schwan. „Es geht darum anzuerkennen, daß wir in Griechenland schlimmes Unrecht begangen haben.“
Bisher hatte lediglich die Linkspartei Entschädigungszahlungen an Griechenland verlangt. Konkret forderte die Partei acht bis elf Milliarden Euro der Steuerzahler für einen Zwangskredit, den die griechische Zentralbank 1942 an das Deutsche Reich überwiesen hatte. Das Parlament in Athen spricht von bis zu 330 Milliarden Euro. Die Bundesregierung dagegen sieht die Entschädigungsfrage bisher als erledigt an. (ho)