BERLIN. In Deutschland werden Zelte und Container zur Unterbringung von Asylbewerbern knapp. Es herrsche „im gesamten Bundesgebiet eine extreme Nachfrage“, sagte Hamburgs Innensenator Michael Neumann (SPD) dem Hamburger Abendblatt. Entsprechend hoch seien die Preise.
Erst Ende vergangener Woche hatte Hamburg kurzfristig im Stadtteil Jenfeld Zelte für etwa 800 Asylbewerber in einem Park aufgestellt – zum Ärger der Anwohner, die über die Maßnahme nicht informiert worden waren. Diese beklagten, ihren Kindern sei durch die Asyl-Zeltstadt der Platz zum Spielen weggenommen worden.
„Das Stadtbild wird sich verändern“
Bereits in der vergangenen Woche hatte Hamburgs Sozialsenator Detlef Scheele (SPD) klargestellt, die Bevölkerung der Hansestadt müsse sich auf massive Veränderungen durch den Asylansturm einstellen. „Wir stehen vor ungeheuren Herausforderungen. Das Stadtbild wird sich verändern, alle Stadtteile, ohne Ausnahme, müssen sich auf Flüchtlingsunterkünfte in der Nachbarschaft einstellen“, sagte Scheele nach einem Bericht der Welt. „Wer in Hamburg in Zukunft aus seiner Haustür tritt und einen Kilometer nach links oder nach rechts geht, wird auf eine Flüchtlingsunterkunft treffen.“
Durch die nicht abebbende Asylwelle gibt es in immer mehr Städten und Kommunen Probleme mit der Unterbringung der Asylbewerber. In Duisburg wurde bereits im vergangenen Jahr ein entsprechendes Zeltlager auf einem ehemaligen Fußballplatz errichtet. Auch in Berlin entstehen derzeit sechs Containerdörfer für insgesamt 2.400 Asylbewerber. Die ersten sind trotz Protesten der Anwohner bereits seit vergangenem Jahr in Betrieb.
Im nordrhein-westfälischen Euskirchen sorgt die geplante Unterbringung von Asylbewerbern derzeit ebenfalls für Schlagzeilen und Unmut in der Bevölkerung. Dort soll eine Erstaufnahmeeinrichtung in einem Schulgebäude untergebracht werden. Bislang beherbergte die ehemalige Förderschule jedoch eine Kita, die nun ab August in Wohncontainer umziehen muß. Die Stadt verteidigte die Maßnahme.
„Unschöne Reaktionen“
Die Kita sei ohnehin nur provisorisch in der Schule untergebracht gewesen, bis deren neues Gebäude im August 2016 fertiggestellt sei, sagte Stadtsprecherin Silke Winter der JUNGEN FREIHEIT. Kindergartenleitung und -träger seien mit den Containern zufrieden, weil diese für die Kinder nicht weniger Komfort böten als die ehemalige Schule. Auch könne das Schulgebäude nun besser genutzt werden, da darin für die nächsten drei Jahre bis zu 350 Asylbewerber Platz fänden.
Die Kita, die im Sommer 2014 in die Schule umgezogen war, hätte dagegen nur einen kleinen Teil des Gebäudes genutzt. Nachdem die Lokalpresse über den Fall berichtet hatte, hätten die Stadt mehrere „unschöne Reaktionen“ erreicht, berichtete Winter. Dabei habe es sich aber zumeist um Personen gehandelt, die von der Maßnahme nicht persönlich betroffen gewesen seien und denen die gesamten Umstände nicht bekannt gewesen wären. „Letztlich wurde hier eine Diskussion losgetreten, die man sich hätte sparen können, wenn man sich richtig informiert hätte“, kritisierte die Stadtsprecherin. (krk)
> Eine Übersicht über die Auswirkungen der Asylwelle in Deutschland erscheint am Freitag in der kommenden Ausgabe der JUNGEN FREIHEIT.